StartBalanceMehr Mental Health durch Selbstbestimmung

Mehr Mental Health durch Selbstbestimmung

Wie können wir mit den Erwartungen anderer privat und beruflich besser umgehen? Die Resilienz-Expertinnen Dr. Tatjana Reichhart und Claudia Pusch liefern in ihrem neuen Buch die Antworten dazu.

 

Was heißt selbstbestimmt für Sie?

So zu sein, wie ich bin, mehr von dem zu tun, was mir guttut und mutig zu sein in eigener Verantwortung (auch unangenehme) Entscheidungen zu treffen. Im Einklang mit seinen Werten, Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten zu leben und die innere Vielfalt all unserer Facetten zu nutzen. Um uns darin zu reflektieren und liebevoll zu führen, braucht es eine gute innere Führung, die uns mit Kopf und Herz gleichermaßen zur Seite steht. Denn welches Selbst bestimmt in uns? Im Buch beschreiben wir, wie man den inneren Teammanager findet und wie er uns für unsere Selbstbestimmungsprojekte unterstützen kann.

 

Warum ist Selbstbestimmung wichtig?

Wenn ich mich nur nach den anderen und deren Erwartungen und Meinungen anpasse, obwohl ich manchmal gar nicht weiß, ob die anderen wirklich so denken, richte ich mich zu viel nach dem außen und vernachlässige mich. Dann lebe ich das Leben der Anderen. Irgendwann merken das der Körper und die Psyche und senden uns Warnzeichen, etwa in Form von innere Unruhe, Angespanntheit, Schlafstörungen, Verspannungen, Schmerzen und so weiter. Unsere psychische Widerstandsfähigkeit wird geschwächt, wir sind anfälliger für Erkrankungen, denn unser Körper empfindet diese unstimmigen Zustände als Stress. Selbstbestimmung ist wichtig, um ein gesundes und glückliches Leben zu führen.

 

Tatjana, Ihr erstes Buch heißt „Das Prinzip Selbstfürsorge“. Wie ist die gedankliche Fortsetzung mit „Selbstbestimmt“?

Selbstfürsorge ist ja die Basis für die seelische Widerstandsfähigkeit, also die Resilienz. Und in diesem Buch geht es jetzt noch stärker darum, wie wir selbstverantwortlich unser, für uns passendes Leben gestalten. Denn wir hören in unseren Coachings oft, – und das zeigen auch die Zahlen der Krankenkassenreporte-, dass sich die Menschen trotz (bzw. sogar aufgrund!) der unerschöpflichen Wahlmöglichkeiten in unserer Gesellschaft so oft fremdbestimmt fühlen und sich stark am Außen orientieren. Was gibt uns die Gesellschaft vor, unser kapitalistisches System, was zeigen die (Sozialen) Medien und die Werbung, wie ein glückliches Leben auszusehen hat. Und so entfremden wir uns immer mehr. Das neue Buch setzt genau hier an: sich selbst mit allen Möglichkeiten aber auch Grenzen besser kennenzulernen und einen eigenen, realistischen Lebensentwurf zu gestalten. Dabei geht es nicht darum, das ganze Leben umzuwerfen, genauso wie Selbstfürsorge, findet Selbstbestimmung gerade auch im Kleinen statt. Z.B. wenn wir öfter nein sagen, wenn wir eigentlich nein meinen oder wenn wir mehr davon machen, was uns gut tut. Und so schließt sich der Kreis.

 

Wie kam es zum gemeinsamen Projekt?

Der Kösel-Verlag war liebevoll hartnäckig, dass es nach Tatjanas ersten Buch ein zweites geben sollte. Und da wir beide zu dem Zeitpunkt gerade auch ein gemeinsames Fachbuch zum Thema Resilienz-Coaching geschrieben haben, dachten wir, dass sich das auch gut für dieses Buch anbieten würde. Zusätzlich haben wir beide recht ähnliche Werte hinsichtlich unserer eigenen Autonomie und auch ähnliche Erfahrungen mit Klienten und deren Fragestellungen gemacht. Uns ist es ein großes Anliegen, Menschen darin zu bestärken, dass sie ihren eignen Weg finden und auch selbstbewusst umsetzen.

 

Sie bieten gemeinsam auch die Ausbildung zum „Resilienz-Coach“ an – inwieweit sind die Learnings daraus in das Buch eingeflossen?

Wahrscheinlich haben wir unser gesamtes kondensiertes Wissen in das Buch einbringen können. Also nicht alles, aber, das was zentral für diese Fragestellung war. Und so befruchten sich solche Projekte auch gegenseitig. Die Frage nach dem sinnerfüllten, bedeutsamen und authentischen Leben stellt sich ja häufig auch in Coachings, die zum Ziel haben die Resilienz der Klienten zu fördern.

 

Wer sollte das Buch unbedingt lesen?

Insbesondere würden wir das Buch denjenigen ans Herz legen wollen, die sich schwer damit tun, sich abzugrenzen, die vielleicht gar kein Gefühl mehr dafür haben, was sie selbst wollen oder brauchen. Auch alle, die an Lebensumbrüchen stehen, oder in der sogenannten Midlife-Crisis sind, können von dem Buch profitieren. Wir denken, allen gute Anregungen und Anleitungen geben zu können, die Balance zwischen den eigenen und den Erwartungen von außen zu finden, aber vor allem auch sich selbst zu reflektieren. Nicht um noch besser zu werden oder um noch stärker um sich selbst zu kreisen, sondern um im stimmigen Leben anzukommen. Denn, wenn man da ist, lebt es sich leichter und das überträgt sich dann auch auf den Umgang mit anderen.

 

Wie hat sich das Schreiben zusammen befruchtet?

Sehr gut. Da wir ja aus unterschiedlichen „Schulen“ kommen, Tatjana aus der Medizin und Verhaltenstherapie, Claudia aus der Pädagogik und systemischen Beratung und Therapie, konnten wir unser Wissen für die Leser:innen zusammenbringen und geben so hoffentlich ein breites Spektrum an psychologischen Insights, aber auch an sehr praktischen Übungen.

 

Dr. med. Tatjana Reichhart ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Nach Jahren an der Klinik der TU München – zuletzt als Oberärztin – arbeitete sie international als Trainerin in Unternehmen und Behörden zum Thema „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“. 2015 gründete sie das Coaching- und Seminarcafé Kitchen2Soul und die gleichnamige Akademie. Sie ist Autorin des Buches „Das Prinzip Selbstfürsorge“.

Claudia Pusch ist systemische Beraterin und Therapeutin (DGSF). Mit Coachings und Trainings begleitet sie seit 2010 Privatpersonen und Unternehmen. Neben ihren Schwerpunkten Resilienz und gesunder Selbstführung ist sie Lehrtrainerin, dazu Gründungs- und Teammitglied der Kitchen2Soul Akademie. Gemeinsam leiten die beiden Autorinnen dort die Ausbildung zum Resilienz-Coach.

 

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