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Mehr Data, weniger Gap

Die für den Mann gemachte Welt hat einige geschlechtsspezifische Lücken hinterlassen. Femble-Gründerin Lina Graf lässt das nicht auf sich sitzen.

In Schweden wurde vergangene Woche Geschichte geschrieben, als Forscher:innen Dummies mit weiblichen Körpermaßen für einen Crashtest einsetzten. 

Was eigentlich selbstverständlich klingt, ist in Wahrheit revolutionär, denn es handelte sich um das weltweit erste Mal, dass weibliche Attrappen in der Verkehrsforschung verwendet wurden.

Wir haben mit der schwedische Ingenieurin Dr. Astrid Linder, die Eva (so heißt der weibliche Crashtest Dummy) gemeinsam mit ihrem Team entwickelt hat, im Frühjahr 2023 ein ausführliches Interview geführt.

Diese Weltpremiere wirft Licht auf ein tieferliegendes Problem: den sogenannten „Gender Data Gap“. Der Begriff steht nicht nur für die Vernachlässigung geschlechtsspezifischer Daten, sondern zieht sich durch viele Bereiche unseres Lebens, von der Medizin bis hin zur Technologie. Das Tiroler Start-up Femble versucht die Lücke beim wenig beachteten Thema Frauengesundheit zu schließen.

Zeit zu handeln

Die Idee für Femble beruht auf dem eigenen Bedürfnis seiner Gründerin Lina Graf, die selbst mit starken Menstruationsproblemen zu kämpfen hatte. “Was ich mir gewünscht habe, ist eine Anlaufstelle, um akut Hilfe zu bekommen, “ erzählt sie, denn auch Gynäkolog:innen hätten oft nicht die Zeit, sich mit individuellen Problemen auseinanderzusetzen. Nachdem auch die Suche nach einer personalisierten Frauengesundheitsapp erfolglos endete, beschloss sie, selbst aktiv zu werden.

2022 gründete sie Femble mit dem Ziel, Frauen personalisierte, auf Wissenschaft basierende Handlungsempfehlungen zu geben, die im Einklang mit dem Zyklus stehen. Eine klassische Zyklus-Tracking App ist Femble aber nicht. Vielmehr ist es eine Alltagshilfe, die ihren Benutzer:innen hyperpersonalisierte Lifestyle-Tipps gibt. Dass der Zyklus dabei eine Rolle spielt, liegt in der Natur der Sache: “Die mentale Gesundheit von Frauen hängt extrem stark vom Zyklus ab,” erklärt Lina Graf. Diese Berücksichtigung verschafft Femble einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Gesundheits-Apps, denn auch diese sind auf Männer ausgerichtet. 

Hinter der App steht eine künstliche Intelligenz, die versucht, das Verhalten der Nutzer:innen zu verstehen und sich dem Zyklus anpasst. Die Daten, die Femble dabei sammelt, werden weiterverwendet, um die Wissenslücke im Bereich der Frauengesundheit zu verkleinern. “Gerade in Zeiten der künstlichen Intelligenzen gilt es diese Lücke zu schließen, sonst basieren diese wieder nur auf männlichen Daten,“ betont Lina Graf. Begleitet wird das Vorgehen von medizinischen Expert:innen. So ist auch eine Studie mit der Uniklink Innsbruck geplant, um herauszufinden, wie sich die Femble-App auf das Wohlbefinden der Benutzer:innen auswirkt. 

Doppelte Hürde

Als Frau ein Start-up für weibliche Gesundheit zu gründen, ist in einer laut Austrian Start-up Monitor 2022 noch immer sehr männerdominerten Start-up Welt gleich mehrfach herausfordernd.

Das vergleichsweise unberührte FemTech-Terrain lassen sich kaum Track Records oder Unicorns finden, die einem den Weg vorgeben. Außerdem ist die Gefahr, als soziales Start-up zu gelten, wegen des großen Social Impacts hoch.

Trotz der Hindernisse konnte Lina Graf die VCs überzeugen und hat dabei noch ein wichtiges Learning mitgenommen: “Wir Frauen müssen uns nicht in das bestehende System hineinquetschen. Wir können miteinander in den Dialog gehen und das System jetzt neu konstruieren.” 

https://www.femble.co/

Fotomaterial(c) Jenny Haimerl

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