StartErfolg„Man muss lernen, die richtigen Dinge zu delegieren“

„Man muss lernen, die richtigen Dinge zu delegieren“

Wie bringt man Karriere und Familienleben optimal unter einen Hut? Carina Weidinger, Head of Sales Strategy Bancassurance Austria bei UNIQA Insurance Group AG, erzählt von ihren Erfahrungen als Führungskraft mit Kind.

Sie sind in Ihrer Position unter anderem für die Projektleitung bei der Implementierung von Krankenversicherungen im Bankenvertrieb verantwortlich. Wie wichtig ist dieses Thema speziell für Frauen?

Die Krankenversicherung spielt für alle Menschen eine zentrale Rolle. Es gibt aber einige Themen, die sie für Frauen besonders relevant macht, weil wir im Laufe unseres Lebens spezielle medizinische Bedürfnisse haben. Dazu zählen etwa alternative Heilmethoden, gynäkologische Vorsorge, Schwangerschaft und Geburt, Verhütung und Familienplanung oder auch die Begleitung durch hormonelle Veränderungen wie die Menopause. Viele dieser Leistungen werden zwar von der gesetzlichen Krankenversicherung abgedeckt, aber der Umfang kann unterschiedlich sein. Eine private Zusatzversicherung kann da zusätzlichen Komfort bieten – etwa ein Einzelzimmer oder kürzere Wartezeiten. Ich habe zum Beispiel meine Tochter in einer Privatklinik zur Welt gebracht. Der Rahmen dort war einfach ideal für ein entspanntes, gemeinsames Ankommen.

Persönlich vereinbaren Sie gerade eine verantwortungsvolle Führungsposition mit dem Muttersein. Was ist dabei die größte Challenge?

Manchmal erkenne ich, dass ich quasi doppelte Identitätsarbeit leiste. Ich will sowohl den Erwartungen an eine gute Mutter als auch an eine starke Führungskraft gerecht werden. Diese Rollenkonflikte können gelegentlich zu Stress oder Schuldgefühlen führen, aber im Großen und Ganzen fühle ich mich in dieser Doppelrolle sehr wohl und bin da gut hineingewachsen. Meine Tochter kennt die Situation von Beginn an und weiß, dass ihre Mama jeden Tag arbeitet – weil sie sich bewusst dafür entschieden hat und ihr die Arbeit Freude macht. Sie schätzt mittlerweile die Abwechslung in der Betreuung sehr und genießt es, Nachmittage nach dem Kindergarten bei ihrem Papa, bei Oma und Opa oder mit Freundinnen zu verbringen. Wir haben hierfür einen genauen Plan und einen gemeinsamen Kalender, damit sich alle Interessen gut vereinbaren lassen. Ein Nachmittag pro Woche gehört aber ganz uns beiden: Da unternehmen wir nach dem Kindergarten gemeinsam etwas Schönes.

Welche Voraussetzungen braucht es, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf Top-Niveau funktioniert

Ein hohes Maß an intrinsischer Motivation ist unerlässlich. Man ist dadurch kreativer, ausdauernder und leistungsfähiger. Alles, was man gerne macht, macht man gut. Außerdem braucht es für diese Kombination unbedingt Fähigkeiten wie Empathie, Krisenmanagement und Teamorientierung. Ich setze auch immer wieder klare Prioritäten und plane realistisch, um nicht zu sehr unter Druck zu geraten. In meiner Rolle als Führungskraft ist es zudem wichtig, die richtigen Dinge zu delegieren – auch das muss man lernen. Aus organisatorischer Sicht ist natürlich die Möglichkeit von Homeoffice ein wichtiges Instrument, da man dadurch die Wegzeit spart und an effektiver Arbeitszeit gewinnt. Manche Aufgaben können zu Hause in absoluter Ruhe einfach besser erledigt werden als im belebten Büro.

Welche Maßnahmen oder Unterstützungen im Unternehmen haben Ihnen persönlich geholfen, Beruf und Führungsrolle als Mutter zu vereinbaren?

Für mich persönlich sind flexible Arbeitszeiten und die offene Kommunikation mit meiner direkten Führungskraft die wesentlichen Erfolgsfaktoren. Abseits vom Tagesgeschäft haben wir ganz klar definiert, welche Tätigkeiten und Themen bis wann erledigt sein müssen – und es ist auch völlig in Ordnung, wenn dies am Abend geschieht, wenn meine Tochter Lara schläft. Dank dieser Flexibilität gelingt es mir, meinen beruflichen Weg selbstbestimmt zu gestalten und gleichzeitig genug Raum für mein Familienleben zu haben.

FotomaterialSebastian Freiler

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