StartMoneyDie Wegbereiterin

Die Wegbereiterin

Sie investiert für den prominentesten österreichischen Angel Investor und verbessert Stück für Stück die Gender Equality der Start-up Welt. Lisa Pallweber ist mit gerade einmal 30 Jahren eine der jüngsten Investorinnen Österreichs und verrät, warum man nicht überall top sein muss, um andere auf den richtigen Weg zu bringen.

Lisa Pallweber feierte gerade einen runden Geburtstag: Im September wurde sie 30. Ihr Lebenslauf würde das nicht vermuten lassen. Die Südtirolerin hat nach einem abgeschlossenen Finance-Studium an der Universität Bocconi in Mailand Station im Assetmanagement der Raiffeisen Capital Management gemacht und danach beim österreichischen VC Speedinvest das Investieren gelernt. Ihr Interesse an Fintech und Insurtech brachte Pallweber zur Uniqa, bevor sie Anfang 2022 in der Beteiligungsgesellschaft Hans(wo)mengroup des prominenten Angel Investors Hansi Hansmann landete.

Von Hansmann hat die 30-Jährige viel gelernt und ist sich dessen auch bewusst: „Es gibt in Österreich kaum jemandem mit seiner Erfahrung in Bereich Startup Investments. Von ihm bekomme ich jahrzehntelanges Wissen fallspezifisch heruntergebrochen und konnte so sehr schnell unglaublich viel lernen.“

Wer sind diese Hans(wo)men?

Wer nach erfolgreichen österreichischen Start-ups sucht, kommt an der Hans(wo)mengroup von Hansi Hansmann nicht vorbei. Im Portfolio finden sich Granden wie Runtastic (Exit 2015 um 220 Millionen an Adidas), Shpock (Exit 2015 um 200 Millionen an Shibsted), die Sprachlern-App Busuu (Exit 2021 um 385 Millionen an Chegg) oder Durchblicker (Exit 2021). Whatchado und Myclubs gehören dazu, ebenso wie die Nachhaltigkeitsprofis von Glacier und Gesundheits-Start-ups wie Mysugr (Exit 2017 um kolportierte 70 bis 200 Millionen an Pharma Riesen Roche) oder Haelsi.

Als Generalist investiert die Beteiligungsgesellschaft Hans(wo)mengroup in Start-ups unterschiedlicher Branchen. Im Kern muss allerdings ein digitales Produkt stecken. Die Ticketgrößen variieren dabei je nachdem, ob Pallweber als Lead Investorin einsteigt oder co-investiert. Start-ups stoßen meist im Seed- oder Early Stage-Bereich zur Hans(wo)mengroup. Hier geht es weniger darum Zahlen zu analysieren und Skalierung zu managen, sondern Beziehungen zu relevanten Playern der Branche herzustellen und eng mit den Gründern zu arbeiten.

Das bedeutet mehr Risiko als das Investieren in reifere Start-ups mit Referenzprojekten, es stattet Investor:innen jedoch mit ähnlichen Rechten am Unternehmen aus wie die Gründer:innen selbst – und damit auch mit hohen Renditen, wenn diese Start-ups erfolgreich sind.

Helena Torras, Hansi Hansmann und Lisa Pallweber bilden die Hans(wo)men Group.

Ein Faible für Gesundheit

Dass sich im Portfolio der Hans(wo)mengroup viele Gesundheits-Startups tummeln, kommt nicht von irgendwo. Bevor Hansi Hansmann zum Begründer der österreichischen Angel-Investoren Szene wurde, machte der Wiener 40 Jahre lang Karriere in der Pharmabranche. Und wo Pharma draufsteht, ist viel Geld drin. Im Fall der Hans(wo)mengroup Hansi Hansmanns privates Kapital. Das gibt Pallweber mehr Spielraum, da sie nicht erst selber Geld von Limited Partners einsammeln muss, bevor sie ein Investment tätigt, wie das bei regulären VC Fonds Usus ist.

Hansmanns langjährige Connections helfen heute dem Investmentteam, junge Gründer:innen mit den Schlüsselpersonen der Branche zu vernetzen, um Zusammenarbeit zu initiieren. Davon profitiert heute auch Pallweber, wenn sie als Investorin mit den Start-ups arbeitet. Auch sie ist seit jeher an Gesundheitsthemen interessiert und hat für Uniqa Ventures, den CVC des Versicherers, den Bereich Healthtech aufgebaut, bevor sie 2022 von Hansmann abgeworben wurde.

Lisa Pallweber erklärt: Wo investieren – und wo nicht!

Diese Weisheit ist nichts Neues: Investor:innen vergeben Geld nicht an Ideen, sondern gute Gründerteams. Pallweber erklärt, wieso: „Ein Gründerteam muss ausgewogene Fähigkeiten mitbringen. Es bringt nichts, wenn ein Startup drei ausgezeichnete Tech-Founder hat, aber niemanden der das Produkt verkaufen kann oder gut im fundraising ist. Ideen und Konzepte werden mit der Zeit und mit Erfahrung besser, das Gründerteam bleibt in der Regel bestehen.“

Besonders gern sehen Investor:innen, wenn Gründer:innen eine starke intrinsische Motivation haben, ein Problem zu lösen. „Dann ist die Chance höher, dass sie trotz aller Höhen und Tiefen – die mit Sicherheit in jedem Start-up kommen werden – dranbleiben, weil es ihnen wichtig ist, dieses bestimmte Problem – häufig ihr eigenes Problem – zu lösen“, sagt Pallweber. Ein Beispiel sind etwa die Gründer der Diabetesmanagement-App Mysugr, die selbst mit Diabetes leben. Wovon Pallweber die Finger lassen würde, sind Founder, die mehr auf Prestige und Geld aus sind und als größten Motivator den schnellen Exit sehen. 

It’s who you know not (just) what you know

Beziehungen sind in der Investorenszene das Um und auf. So kommen neue Deals oft über Gründer zustande, in deren Startups schon investiert wurde. Die Hans(wo)mengroup pflegen langjährige und kollaborative Beziehungen zu ihren Start-ups, bleiben länger an Board als reguläre VC Fonds das würden. Dort kommt nach einer fünfjährigen Investmentphase meist eine fünfjährige Divestmentphase und danach ist Aus die Maus.

Dass Hansmann und seine Investorinnen ihren Start-ups lang verbunden bleiben, kommt ihnen am Ende zugute. „Das ist für uns natürlich das schönste Kompliment, wenn von uns unterstützte Teams dann andere Gründer:innen zu uns schicken, weil sie wissen, dass die Zusammenarbeit gut funktioniert.“ Auch VC’s geben der Hans(wo)mengroup Tipps zu Dealflow: „Da viele Fonds erst später einsteigen, schicken sie uns die frühphasigen Start-ups, die gut in unsere Investmentstrategie passen.“ Auch das geht nur, wenn man einander kennt und in Beziehung tritt.

Impact und mehr Geld für Frauen

Wenn es nach Pallweber geht, will sie in Zukunft viel Kapital in Startups mit positivem Impact investieren. Als Impact Investments werden Investitionen bezeichnet, die für die Gesellschaft und den Planeten einen Mehrwert haben. „Mir sind besonders die Bereiche Equality und Diversity wichtig, weil wir immer noch sehen, dass Gründerinnen verhältnismäßig deutlich weniger Investment bekommen.“

Um Investments in weiblich geführte Start-ups zu erhöhen, muss es auch mehr Frauen an Entscheidungspositionen in VC’s geben: „Natürlich arbeiten auch Frauen in Finance und im Venture Captial. Wenn diese in VC Fonds allerdings nur Junior Positionen bekommen, aber nie in Entscheidungsrollen kommen, verändert sich auf dieser Ebene nichts und der Löwenanteil der Investments geht trotzdem an rein männliche Teams.“ Um das zu ändern, investiert die Hans(wo)mengroup unter anderem in den Fund F der Female Founders-Gründerinnen Lisa-Marie Fassl und Nina Wöss, die ihrerseits nur in weibliche oder gemischt geführte Start-ups investieren.

Neugier und loslassen

Aber wie geht sich das denn alles aus? Mit Mitte zwanzig beginnen zu investieren. Start-ups zu Themen wie Strategie, Vertrieb, Hiring, Fundraising, Netzwerkaufbau beraten. Schreibt man das nicht eher Menschen zu, die selbst schon lange im Berufsleben stehen und extensive Erfahrung in diesen Bereichen mitbringen? „Viel ist Hands-on“, beschwichtigt Pallweber. „Einfach machen und viel Erfahrung sammeln. Als ich begonnen hab, war ich auch noch sehr grün hinter den Ohren.“

Auch heute gebe es noch einige Situationen, in denen sie Hansmann den Vortritt lässt: „Er hat unglaublich viel Erfahrung mit Verhandlungen, was auch dem ein oder anderen Gründer in unserem Portfolio schon sehr geholfen hat als es zum Beispiel um Exitgespräche ging.“

Das operative Detailwissen in allen Bereichen der Start-up Arbeit sei aber gar nicht notwendig, sagt die 30-Jährige. Viel wichtiger sei es, neugierig und offen zu bleiben, die Gründer zu unterstützen und im richtigen Moment Strategien und Entscheidungen kritisch zu hinterfragen: „Gründer:innen sind so tief in ihren Unternehmen drinnen, dass sie manchmal wichtige Steps übersehen und einen Schritt zurück machen müssen. Wir helfen ihnen mit den richtigen Fragen, damit sie das Ziel nicht aus den Augen verlieren.“

Und was, wenn sich Gründer:innen nicht an die Tipps halten? „Das ist natürlich ihnen überlassen. Operativ mischen wir uns nicht ein. Die Unternehmensführung bleibt bei den Gründer:innen. Und das ist auch gut so.“ Loslassen zu können ist also auch eine wichtige Voraussetzung für gute Investor:innen.

Alle bisher in dieser Serie erschienen Beiträge finden sie hier:

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