Kaum ein Münchner Modelabel hat so viel Wiedererkennungs-Effekt wie LAKOULA. Die Röcke und Kleider mit den fünfeckigen Taschen sind super markant und wurden innerhalb weniger Jahre über die Landesgrenzen hinweg bekannt. Mit jedem Outfit vermittelt Martina Koula Körper- und Lebensgefühl. Und das zelebriert sie mit dem Rock-Festival jeden Monat auf ihrer „kleinsten Bühne der Welt“.
Wir sind neugierig, liebe Martina Koula – wir möchten mehr wissen. Mode in Zeiten von Corona: Katastrophe für die gesamte Mode-Branche?
Je größer das Unternehmen, desto größer die Probleme. Je kleiner das Label, desto flexibler kann es reagieren auf Bestellvolumina und Lagerbestände. Ich arbeite mit zwei Schneidereien zusammen, deren Auftragslage zeitweise sehr kritisch ist. Ich gebe dann zusätzlich zu den neuen Entwürfen auf Vorrat Klassiker wie Blusen und Jersey-Hosen in Auftrag, um diese wertvollen Betriebe über Wasser zu halten. Wir alle werden in Zukunft nachhaltiger agieren müssen, damit das Zusammenspiel aus Design, Produktion und Distribution funktioniert. Übrigens: Selbst große Unternehmen wie Stella McCartney kaufen in der Krise keine neuen Stoffe, sondern denken die bestehenden Materialien neu. Ich startete mit Jersey- und Herrenstoffen aus dem Atelier meines Vaters. Der Upcycling-Gedanke gehört zur DNA meiner Marke. Was für ein Glück, jetzt darauf zurückgreifen zu können.
Hand aufs Herz: wie kommen Sie durch die Krise?
2020 habe ich so viel gearbeitet wie noch nie und mehr Loyalität gespürt als je zuvor und dem Umsatz ging es gut. Bereits beim ersten Lockdown habe ich gespürt: Mit Veränderungen umzugehen ist mein Ding. Neue Verkaufswege ebnen, und neue Design-Themen setzen, die das pandemische Thema aufnehmen. So produzierten wir als eine der ersten Labels Masken passend zur Bluse. Meine Kundinnen kauften auch sehr schnell über WhatsApp, Instagram und FaceTime ein. Mein Sohn hat einen Onlineshop aufgebaut. Die monatlichen Rock-Festivals verlegten wir auf ZOOM und auf Clubhouse. An einem Sommerabend 2020 haben wir vor den Laden das dreijährige Laden-Jubiläum gefeiert. Die Gäste kamen mit stolzer Freude in ihren LAKOULA-Outfits. Jede Frau sah anders aus, aber die Taschen waren das verbindende Element. Da habe ich wahrgenommen, dass es eine Art LAKOULA-Fashion-Community gibt, die sich untereinander super versteht und vernetzt. Und genau das ist es, was meiner Arbeit einen tieferen Sinn gibt!
Mit Ihren Entwürfen für Mäntel mit Mund-Nasen-Schutz haben Sie ordentlich für Furore gesorgt und einen PR-Coup gelandet. War der Verkauf dieser schicken Mäntel so erfolgreich wie das Marketing für Ihren Mantel?
Mich interessiert gutes Design, das sich nützlich macht. Und der Mantel mit dem angeschnittenen, integrierten Maskenkragen hilft dabei, sich und andere zusätzlich zur Maske zu schützen. Somit erhielt die Erfindung eine gesellschaftliche Relevanz und daher auch das große Medien-Echo bis hin zur Stil-Rubrik in der Süddeutschen Zeitung. Den Mantel haben wir nur ein paar Mal verkauft. Erfolgreicher war allerdings der Masken-Kragen – als Accessoire-Auskopplung der Mantel-Idee.
Corona – so sagt – frau, hat starken Einfluss auf die Weise, wie sich frau kleidet. Was meinen Sie?
Da ist was dran. Am meisten fällt mir die Veränderung an den Schuhen auf: Durchwegs flache Schuhe, Sneakers, Boots. In der Herbst-/Winterkollektion 20/21 wurde dunkelblau, karamell und hellgrau sehr gut verkauft. Kaum jemand wollte das sonst so beliebte rot! Ich habe den Eindruck, die Leute tragen zurzeit gerne klassischere Kleidung, die ohne viel Accessoires und extrovertiertes Styling auskommt.
Und noch konkreter: was geht? Und was geht überhaupt nicht?
Lustige Frage! In solchen Kategorien denke ich gar nicht.
Wie kleiden Sie sich persönlich an einem „normalen“ Tag im Home-Office?
Home-Office heißt bei mir Schreibtisch, aber auch im Atelier rumwirbeln, im Laden stehen, Online-Pakete zusammenstellen, auf dem Fahrrad zur Post fahren, Outfits fotografieren etc. Dazu fühle ich mich in Jersey-Overalls bequem und gut angezogen. Ich trage beruflich wie auch privat praktisch ausschließlich LAKOULA, muss ich zugeben.
Ihr Tipp für das Outfit bei ZOOM-Calls?
Super einfacher Tipp: Auf einen klaren Kontrast von Oberteil-Farbe und Hintergrund achten. So bekommen wir Kontur. Bei Sakkos oder Jacken und Strickpullovern auf eine gutsitzende Schulterpartie achten – am besten nichts Überschrittenes. Welche Farben? Ich rate zu hellblau, weiß oder klaren Buntstift-Farben. Wenn Muster, dann plakativ. Die Farbe unserer Haut kann je nach Bildschirm sehr unterschiedlich rüberkommen. Daher Ausschnitte eher klein und Ärmel gerne mindestens ellbogenlang.
Haben Sie den Eindruck, dass Frauen in diesen Zeiten weniger modebewusst leben und entsprechend weniger einkaufen?
Wenn die Anlässe zum Ausgehen und Auffallen gerade ausfallen, denken wir anders über Mode nach. Aber auch im Home-Office möchten wir Haltung zeigen und uns gut angezogen fühlen – wenn auch in entspannteren Schuhen und mit flexibleren Stoffen. „Cozy chic“ würde ich diesen Trend nennen. Und dieser spielt der Marke LAKOULA jetzt glücklicherweise in der Tasche: Das Lieblingsmaterial ist hochwertiger Jersey. Dieser Stoff wurde in den USA in den 50er Jahren für Trainingsanzüge entwickelt. Jersey gibt Bewegungsfreiheit und so kann man sich zu Hause den ganzen Tag super bequem bewegen.
Wie bewerten Sie „die Zeit danach“? Wird frau weiterhin – wie in Zeiten der Pandemie gelernt – verstärkt online shoppen oder in ihre Boutique zurückkehren?
Online- Shopping wird sich in bestimmten Branchen durchsetzen. Im Premium Fashion Bereich bleibt das persönliche Einkaufserlebnis in der Boutique von extrem hoher Bedeutung. Das ist in der Pandemie deutlich spürbar geworden. Viele Kundinnen genießen das Gefühl, digital durch den Laden zu flanieren und mit der Designerin zu plaudern.
Zum Schluss: Ihr Lieblings-Netzwerk
Netzwerken ist für mich ist eine Lebenshaltung. Der konstruktive Austausch auf professioneller Ebene. In München bin ich aktives Mitglied bei Christiane Wolffs „NETTwerk“ sowie bei „Frauen verbinden“ dem Netzwerk der Messe München. Auch das Netzwerk „Brain & Soul“ von Daniela Sandvoss schätze ich sehr. Und die Veranstaltungen der MStars von Vanessa Haumberger machen mir immer große Freude.
Alles über LAKOULA gibt es hier zu finden: