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Lehre mit Perspektive

Bei den ÖBB wird Ausbildung großgeschrieben: Mit innovativen Lernmethoden, modernster Technik und gezielten Programmen für junge Frauen investiert das Unternehmen in die Zukunft. Im Gespräch verrät Ursula Bazant, Leiterin Aus- und Weiterbildung bei ÖBB-Infrastruktur, wie das Unternehmen die Fachkräfte von morgen ausbildet – und warum Mut und Offenheit für neue Wege der Schlüssel zum Erfolg sind.

Die ÖBB sind nicht nur einer der größten Arbeitgeber Österreichs, sondern auch einer der größten Ausbildungsbetriebe. Welche Rolle spielt die Ausbildung im Rahmen einer langfristigen Personalstrategie bei den ÖBB?

Wir setzen sehr stark auf die eigene Ausbildung. Fast 2/3 der neuen Mitarbeiter:innen bilden wir selbst aus, entweder als Lehrlinge, oder über eine fachliche, hochspezialisierte Ausbildung. Das machen wir einerseits, weil wir überzeugt sind, dass man dem Fachkräftebedarf auch selbst begegnen muss, und andererseits, weil wir bereits mitten in einem großen Generationenwechsel sind. Den Pensionierungs-Peak erwarten wir 2028/29, rund 20 Prozent der Mitarbeiter:innen gehen in den nächsten Jahren in Pension. Damit hier keine Lücke entsteht, müssen wir vorausschauend agieren.

Im Oktober startete die ÖBB erneut mit einer großen Lehrlingskampagne. Welche Botschaften möchten Sie mit der Kampagne vermitteln?

Die ÖBB sind ein großes und großartiges Unternehmen, und genauso ist es auch, eine Lehre bei den ÖBB zu machen! Die Ausbildung bei den ÖBB besitzt Top-Qualität. Sie ist mehrfach staatlich ausgezeichnet, unsere Lehrlinge belegen regelmäßig Spitzenplätze bei nationalen und internationalen Berufsmeisterschaften. Neben der hochwertigen und sicheren Ausbildung gibt es fairen Lohn, genügend Freizeit und 5.000 km Freifahrt durch ganz Österreich. Und als größter technischer Lehrlingsausbilder Österreichs ist uns besonders wichtig, Mädchen und junge Frauen für technische Berufe zu begeistern.

Welche Zukunftsperspektiven erwarten junge Menschen mit einem ÖBB-Lehrabschluss?

Die ÖBB bilden auf fachlich höchstem Niveau aus. Auch das Modell „Lehre und Matura“ wird unterstützt. Damit stehen die Türen zu FHs und Unis offen. Und: Unsere Übernahmequote liegt bei rund 80% – man hat also sehr gute Chancen, seine berufliche Karriere im Unternehmen zu starten. Die ÖBB bieten viele interessante Möglichkeiten sich auch innerhalb des Konzerns weiterzuentwickeln. Wir bieten Jobsicherheit und durch die Größe des Konzerns gibt es spannende Aufstiegsmöglichkeiten, von der gesuchten Fachkraft bis hin zum Vorstand.

Wie gelingt es, die Ausbildungsqualität nachhaltig zu sichern und weiterzuentwickeln?

Wir setzen auf innovative Lehr- und Lernmethoden, die Weiterbildung unserer Ausbilder:innen sowie top Know-How und Infrastruktur für die Ausbildung. Seit 2022 haben wir mit dem Bildungscampus in St. Pölten ein einzigartiges Kompetenzzentrum für die betriebliche und technische Aus- und Weiterbildung von Eisenbahnberufen geschaffen. Auch unsere Bildungszentren und Lehrwerkstätten sind top ausgestattet, um den Lehrlingen eine bestmögliche Berufsausbildung zu garantieren. Ein weiterer Fokus liegt auf der Realisierung eines digitalisierten Unterrichts und der Weiterentwicklung des methodisch-didaktischen Konzeptes im Bereich Blended-Learning – also einer Kombination aus computergestütztem Lernen und klassischem Unterricht. Die ÖBB bauen ihr E-Learning Angebot mit einer eigenen Taskforce für Digitales Lernen ständig aus, auch Virtual Reality (VR) Projekte sind ein Teil der Ausbildung. Die Lehrlinge können komplexe technische Zusammenhänge durch Simulationen lernen, ohne den aktiven Verkehr zu beeinflussen. Ein Beispiel ist der VR-Weichengarten:  Eine Simulation, die es den Lehrlingen bereits vor ihrem Praxiseinsatz ermöglicht, Weichenantriebe genau kennenzulernen und virtuell zu üben, wie man Störungen behebt.

Welche Kompetenzen sind Ihrer Meinung nach in Zukunft besonders gefragt – und wie bereiten Sie Ihre Auszubildenden darauf vor?

Neben den Schlüsselqualifikationen der einzelnen Lehrberufe sind auch digitale Skills oder Fähigkeiten in der Selbstorganisationen, Teamfähigkeit oder Kommunikation wichtig. Dafür bieten die ÖBB neben der Lehre auch Weiterbildungen und Kurse an, die den Erwerb dieser Qualifikationen ermöglichen.

Die ÖBB haben es geschafft, den Mädchenanteil in der Ausbildung auf 22 Prozent zu steigern – wie ist dieser Erfolg gelungen?

Richtig, die ÖBB sind so weiblich wie noch nie! 25 Prozent der Neuaufnahmen unter den Lehrlingen sind weiblich. Somit ergibt sich ein neuer Spitzenwert von 22 Prozent Frauen, die sich derzeit im Gesamtkonzern in Ausbildung befinden. Seit Jahren investieren die ÖBB aktiv in unterschiedliche Ansätze, um mehr Mädchen und Frauen für die lange Zeit männlich dominierten Berufsbilder zu gewinnen. Beispielsweise durch den Töchtertag oder auch mit der Lehrlings-Kampagne „Next Level Lehre“, in der wir veraltete Rollenklischees aufbrechen. Nicht zuletzt spielen Role Models eine wichtige Rolle für uns, also einerseits junge Frauen, die gerade selbst eine Lehre bei uns machen, andererseits unsere Ausbilder:innen, Handwerker:innen und Techniker:innen, die im Konzern arbeiten und zeigen: Bei den ÖBB gibt es wirklich keinen Job, den Frauen nicht genauso gut machen können wie Männer!

Warum ist es wichtig, Mädchen für technische Berufe zu begeistern?

Technische Berufe sind mit aussichtsreichen Job- und Einkommensmöglichkeiten verbunden, daher kann man nur allen jungen Frauen raten sich wirklich gut zu informieren, wie groß die Vielfalt der Berufe ist, und sich das auszusuchen, das wirklich zu ihnen passt. Außerdem ist eine geschlechterausgewogene Mitgestaltung technischer Entwicklungen wichtig für eine chancengerechte Zukunft. Und für die Unternehmen ist es auch gut: Wir wissen schon lange, dass gemischte Teams immer am produktivsten sind.

Wenn Sie heute auf Ihre eigene berufliche Laufbahn zurückblicken: Was würden Sie Ihrem 16-jährigen Ich mit auf den Weg geben?

Schau dich mehr um, probier‘ alles aus – und: das Leben ist keine Einbahnstraße. Es gibt immer neue Möglichkeiten und Abzweigungen auf dem Weg, den man einmal eingeschlagen hat.

FotomaterialSebastian Philipp

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