Jetzt mal Butter bei die Fische: Was verdienen Sie eigentlich? Ich wusste bis vor Kurzem von keiner meiner Freundinnen, was sie verdient. Jetzt weiß ich das von einer, aber das ist ein guter Anfang, weil wir beide in der gleichen Branche arbeiten. Mit allen anderen Freundinnen blieben wir sehr vage: Es ist etwas mehr als bei meinem letzten Job… Ich komme ganz gut hin… Oder mein absoluter Hit: Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich so viel Geld gar nicht brauche.
Bei Männern sei das anders, habe ich gehört. Da wisse jeder genau, wer wieviel verdient. Da die Aussage von einem Ex stammt, dem ich auch sonst zu viel geglaubt habe, ziehe ich sie jetzt in Zweifel. Mein Gefühl sagt mir, dass Männer auch nur Menschen sind und viel Geheimnis aus diesem Thema machen.
Ich habe das selbst lange so gemacht und weiß auch genau, warum. Um der Freundin kein schlechtes Gefühl zu geben, weil ich mehr verdiene. Oder, noch schlimmer, um selbst nicht mit Argwohn festzustellen, dass sie mehr verdient. Aber eigentlich kommt diese Geheimnistuerei nur einem zugute, nämlich dem Arbeitgeber. Weil man so individuelle Löhne verteilen und die Mitarbeiter*innen schön drücken kann.
Somit stand ich vor einem gewissen Problem, als ich beschlossen habe, mir einen besser bezahlten Job zu suchen. Weil es nach der explodierenden Inflation vorne und hinten nicht gereicht hat und ich auch keinen zweiten Verdiener im Haushalt habe, dafür aber zwei Kids mit großem Appetit.
Aber wie viel ist mehr? Eine Freundin sagte, sie suche einen Job mit 30 % mehr Geld. Das nahm ich zur Orientierung und kam bei einer Gehaltsvorstellung von circa 75.000 Euro raus. Eine schwindelerregende Zahl für mich damals. Aber ist das nun viel? Ist das realistisch? Niemand konnte mir das sagen. Meine Auslassungen zum Thema „ich will mehr Geld“ führten immerhin dazu, dass eine Freundin auch Zahlen nannte und ich zu dem Schluss gelangte, dass 75.000 nicht nur realistisch ist, sondern auch Luft nach oben lässt.
Das bestätigten auch rund 40 Vorstellungsgespräche, die ich seitdem geführt habe. Jetzt brauche ich nur noch eine Zusage.
Mehr zu unserer Autorin unserer neuen sheconomy Kolumne „Jobsuche 40+“ finden sie auf ihrem LinkedIn Profil. Und hier lesen Sie den ersten Teil der Serie: Wo ist der Fachkräftemangel, wenn man ihn mal braucht?