Ema Kaiser-Brandstätter hat sich als Kunstvermittlerin in Wien und international einen Namen gemacht. Für den neuen Film „Der weiße Kobold“ von Marvin Kren („4 Blocks“, „Freud“) über das Art Business war sie eine Inspiration. SHEconomy hat nachgefragt.
Der Kunst- und Kulturbetrieb ist nach wie vor männlich dominiert. Woran liegt es, dass sowohl Künstlerinnen als auch weibliche Kunst-Vermittelnde in Spitzenpositionen noch immer unterpräsentiert sind?
In der Kunst gibt es zusätzlich zu den bekannten Gründen in anderen Berufsfeldern historische Gründe, denn Frauen durften diesen Beruf lange nicht ausüben und wurden als Künstlerinnen auch nicht anerkannt. Das hat sich verändert, aber der Erfolg kommt viel zu spät. Prominente Beispiele sind Martha Jungwirth oder Maria Lassnig. Viele Spitzenpositionen in der Branche werden zwar mittlerweile von Frauen besetzt, wie etwa die Museumsdirektorinnen Stella Rollig, Karola Krauss, Johanna Rachinger, Bettina Leidl oder Andrea Jungmann. Aber es erfolgt häufig zu zu einem späteren Zeitpunkt als bei Männern, am besten wenn die Familienplanung bereits abgeschlossen ist.
Spüren Sie in der Branche den Wunsch nach Veränderung? Wie können sich Frauen organisieren, um bessere Karrierechancen zu haben?
Natürlich ist die Sehnsucht nach Veränderung groß und es tut sich diesbezüglich Einiges. Kunst und Kultur waren immer die Speerspitze für Veränderung. Mittlerweile ist der Wunsch nach mehr Women Empowerment in die Mitte der Gesellschaft übergesprungen. Am faszinierendsten finde ich im Moment etwa Maria 2.0: Das sind katholische Frauen, die sich organisieren um die gleichen Kirchenrechte zu fordern.
Im neuen Film „Der weiße Kobold“ von Marvin Kren spielen Sie eine Kunst-Agentin. Wie sehr klafft die allgemeine Vorstellung von der Kunstszene und der Realität auseinander?
Ich bin keine Schauspielerin, Maya Unger spielt mich, aber ich habe einen kleinen Cameo-Auftritt als Gag. Es ist eine fiktive Komödie. Ich finde es natürlich großartig von Marvin, daß er als weibliche Hauptrolle eine so starke, selbstbewußte und lustige Frau als Rolemodel kreiert hat. Ich hoffe sie dient als Inspiration für andere. In der Realität ist die Kunstszene ein hartes Business. Netzwerken bei Eröffnungen und Messen ist sowieso passé und macht ohnehin nur zehn Prozent der Arbeit aus. Ansonsten werden die Ärmel hoch gekrempelt, Ateliers besucht, Texte geschrieben, Bilder gehängt, Verkaufsgespräche und im vergangenen Jahr unzählige Zoom Meetings geführt. Ich sehne mich wieder gesellig unter Menschen zu sein und international verreisen zu dürfen.