Vor wenigen Wochen hat Anne Aubrunner mit der Online-Anlegerplattform KOMMUNALKREDIT INVEST den German Brand Award in der Kategorie Excellent Brands Banking & Financial Services gewonnen. »Digitale Finanzlösungen müssen verständlich und kostengünstig sein. Die Empathie für Kundinnen und Kunden darf in der Umsetzung dennoch nicht verloren gehen«, so ihr Credo. Anne Aubrunner ist für die Kommunalkredit Austria, eine Spezialbank für Infrastruktur- und Energiefinanzierungen mit Sitz in Wien und Frankfurt, tätig und dabei für die Einlagen von Privatanlegern, Unternehmen und Gemeinden verantwortlich.
Welches Klischee rund um Frauen im Job können Sie nicht mehr hören?
Dass wir uns große Aufgaben oft selbst nicht zutrauen und nicht die Hand heben, wenn es um verantwortungsvolle Jobs geht.
Sind Sie Feministin?
Die Werte Freiheit, Chancengleichheit, gleiche Rechte und Selbstbestimmung sind für mich elementar. Das sind Werte, für die auch der Feminismus steht. Auf Stereotype und Vorurteile reagiere ich aber sensibel – unabhängig, von wem diese ausgehen.
Was war die größte Hürde, die Sie auf Ihrem bisherigen Karriereweg gemeistert haben?
Ich habe zweimal berufsbegleitend studiert – immer neben einem Führungsjob. Beide Masterstudiengänge waren sehr zeitintensiv und haben mich jede freie Minute gekostet. Aber ich habe es nie bereut. Neben den vielen fachlichen Inhalten habe ich dabei auch sehr viel zu Zeit- und Ressourcenmanagement gelernt; dadurch ist mein Durchhaltevermögen noch besser geworden.
Was motiviert Sie jeden Tag, Ihr Bestes zu geben?
Mein Anspruch an Qualität, wenn es um unsere Ergebnisse geht. Darüber hinaus empfinde ich es immer als sehr motivierend, wenn von uns entwickelte Lösungen das Licht der Welt erblicken. Bei meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern freut es mich ungemein, wenn ich sehe, wie engagiert sie sich bei unseren Themen einbringen. Mich erfüllt es, Chancen zu ermöglichen und Potenziale zu heben. Was an guten Ideen, intelligenten Lösungen und Wertschätzung zurückkommt, spiegelt sich in unserer Zielerreichung wider. Für mich ist das eine Definition von Erfolg.
Wie gehen Sie mit beruflichen Rückschlägen um?
Ich versuche, die jeweilige Situation holistisch zu betrachten, analysiere mögliche Fehler und mache weiter – immer auf Basis des Gelernten. Rückschläge haben mich zu Weggabelungen und Alternativen gebracht, die sich im Nachhinein oft als der bessere Weg herausgestellt haben. Diese Erfahrung hat mich auch etwas nachsichtiger mit mir selbst gemacht.
Welche Eigenschaften und Einstellungen helfen Ihnen dabei, erfolgreich zu sein?
Dazu gehört mit Sicherheit meine Passion für strategische Themen, gepaart mit einem hohen Pioniergeist. Außerdem bin ich ein sehr kreativer Mensch und immer dazu bereit, von anderen zu lernen.
Haben Sie ein weibliches Vorbild?
Bei dieser Frage denke ich eigentlich sofort an Angela Merkel. Ich nehme sie als strategisch denkend, pragmatisch, äußerst resilient, uneitel, immer der Sache verpflichtet und unaufgeregt wahr. Sie zeigt eine hohe Frustrationstoleranz und taktisches Geschick. Alles Eigenschaften, die mir sympathisch sind.
Mit welcher erfolgreichen Frau würden Sie gerne einmal zu Mittag essen und warum?
Mit Angela Merkel. Um im Gespräch herauszufinden, ob ich bei meinen oben aufgezählten Annahmen richtig liege.
Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?
Bei dieser Frage muss Equal Payment an erster Stelle stehen. Hier hilft nur Transparenz und die müssen wir Frauen noch viel konsequenter einfordern. Außerdem brauchen wir noch viel mehr fähige Frauen in Vorstands- und Aufsichtsratspositionen. Wenn es nicht anders geht, dann eben via Quotenregelung. Und weil Sprache Gedanken formt, bitte weiterhin gendern, gendern, gendern …
Haben Sie das Gefühl – oder können es sogar aus Ihrem eigenen Berufsleben bestätigen –, dass sich Frauen in ihrem jeweiligen Job oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen?
Um eine erfolgreiche berufliche Laufbahn aufzubauen, ist Durchhaltevermögen und große Anstrengung erforderlich – und zwar für Frauen und Männer in gleichem Ausmaß. Aber es stimmt schon, dass Frauen oft mehr leisten müssen, um ihr Engagement sichtbar zu machen. Deshalb finde ich es auch so wichtig, dass Frauen bei hoher Leistung stets darauf achten, dass sie gleichwertig entlohnt werden und mit ihrem Engagement nicht als Steigbügel für den Karrieresprung anderer fungieren.