Sarah Rojewski hat ihren zehn virtuellen Beschäftigten Namen gegeben: „Donna“ kümmert sich um ihre Termine, „Markus“ um die Auswertungen der aktuellen Zahlen. Und die sind erstaunlich – in nur wenigen Monaten hat die Expertin für KI und Co-Podcast-Host von „Reboot Society“ ihre Followerzahlen auf LinkedIN signifikant gesteigert, erzählte sie in der vergangenen Woche beim (ausschließlich mit Frauen besetzten – es geht doch!) Panel zum Thema KI und Arbeitswelt bei LinkedIN in München.
Kaum haben wir uns mit dem Thema der generativen KI, Chat GPT und Co angefreundet, kommen nun die nächsten Buzzwords um die Ecke. Jetzt geht es um KI-Agenten, die ganze Arbeitsprozesse automatisiert übernehmen, statt nur auf einzelnen Prompts basierte Anfragen auszuführen. Sarah Rojewski hat verstanden, wie sie sich diese neuen Tools zunutze macht. Gerade für Frauen bieten sich riesige Chancen. Denn sie arbeiten häufiger in Berufen, die Routinen beinhalten oder kreativen Input erfordern. Und sie sind häufiger Solo-selbständig. Ob als Unternehmerin, Angestellte oder Gründerin: Skalierung war noch nie so greifbar wie heute.
Aber: Viele von uns haben Hemmungen, die neuen Instrumente auch maximal zu nutzen. Die technische Hemmschwelle ist dabei eine Hürde, und vielleicht die fehlende Zeit, sich damit zu beschäftigen. Doch ein viel wichtigerer Fact: Frauen haben das Gefühl, sie betrügen, schummeln, „cheaten“. Denn: Haben wir uns nicht im Schweiße der Tag- und Nachtarbeit unsere inhaltliche Kompetenz aufgebaut und unseren Impostor immer wieder besänftigt? Und nun das – eine Maschine hilft uns, unseren Job schneller und vielleicht sogar besser (wenn wir es richtig anstellen) zu machen. Ist das nicht Betrug?
Nein! Es ist sogar dringend nötig. Denn die berufliche Welt verändert sich in immer höherem Tempo. Wer die Instrumente nicht beherrscht und gleichzeitig die eigenen menschlichen Kompetenzen weiterhin klug einsetzt, wird gnadenlos abgehängt. KI kann repetitive Tätigkeiten automatisieren, Businessmodelle skalieren, neue Märkte erschließen – ob im Marketing, in der Administration, in der Kundenkommunikation, in der Produktentwicklung: Weniger Routinearbeit durch digitalen Agenten bedeutet mehr Raum für Strategie, Kreativität und Wachstum.
„KI-Agenten werden zu Teammitgliedern. Der Wandel wird Jahre dauern – aber er hat begonnen.“
„Wir erleben gerade den Beginn eines neuen Zeitalters der digitalen Selbstermächtigung“, sagt Cornelia Heyde, Modern Work & Copilot Business Lead bei Microsoft Deutschland. „KI-Agenten werden zu Teammitgliedern. Der Wandel wird Jahre dauern – aber er hat begonnen.“
Studien zeigen jedoch, dass Frauen KI derzeit noch deutlich seltener als Männer einsetzen, sowohl im Beruf als auch in der Weiterbildung. In Deutschland geben zum Beispiel 42 % der berufstätigen Frauen an, 2024 keinerlei KI genutzt zu haben – bei Männern sind es nur 30 %. Frauen berichten auch viel seltener von einer steigenden Nutzung generativer KI. Gleichzeitig gilt: Die Jobs, die von KI am stärksten bedroht sind, sind überproportional oft weiblich dominiert – etwa im administrativen Bereich, im Kundenservice oder in der Datenpflege.
Ohne gezielte Qualifizierung droht nicht nur ein Kompetenzdefizit – sondern auch eine neue Welle der Ungleichheit. Wer heute keine KI-Kompetenz aufbaut, wird morgen weniger mitgestalten, weniger verdienen, weniger sichtbar sein. Es gehe um die vielbenannte „Employability“ in den kommenden Jahren und Jahrzehnten, so die Expertinnen in München.
Und auch wenn der Digital Markets Act der EU, der die großen Tech-Player eigentlich in die Schranken weisen soll, aufgeweicht werden könnte zugunsten von kurzfristigen Exportinteressen traditioneller Industrien: Die Zukunft liegt in Innovationen rund um KI. Um sich hier weiter zu behaupten, müssen wir mitreden und mitspielen können.
Frauen können und sollten sich die neuen Räume nehmen. Es war noch nie so leicht, mit geringen Ressourcen und den richtigen Werkzeugen ein skalierbares Projekt zu starten, Ideen zu testen, Prozesse zu beschleunigen. KI kann eine Gleichmacherin sein – aber nur, wenn wir sie nicht den anderen überlassen.
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