Das Kristiania war ursprünglich nicht als Hotel sondern als Privates Chalet der Familie von Othmar Schneider gedacht. Erst 1968 wurde es auch zum ausgewiesenen Gästehaus, das die vielen Freunde, Bekannten und Geschäftspartner des Olympiasiegers beherbergte, vor allem aus den USA und Chile, wo Schneider nach seinem Triumph in Oslo (ehemals Kristiania) mehrere Jahre lebte.
Künstler, Denker und internationale Größen aus Übersee fanden in dem bunt gestalteten Boutique Hotel, das heute zur Gruppe der Small Luxury Hotels zählt, einen intimen Ort des Austauschs und der Gemeinsamkeit inmitten der Natur, an dem auch ausgelassene Partys gefeiert werden durften. Und der Hausherr selbst genoss sein Dasein als „Wochenend-Hotelier“. Seine Tochter Gertrud übernahm 1992 die Leitung des Hauses und damit auch die Liebe zur Kunst, welche sich in vielen kleinen Details wiederfindet.
Die insgesamt 26 Zimmer sind wie eine Galerie. Bunte Wandfarben, antike Möbelstücke und Dekorationen ziehen sich durch alle Räumlichkeiten und werden mit zeitgenössischen Kunstwerken zum Leben erweckt. Jedes Zimmer hat Persönlichkeit.
Mit ihrem jüngsten Projekt treibt Hoteldirektorin Schneider die kreative Identität des Hauses auf die Spitze. Gemeinsam mit dem Oberösterreicher Clemens Riedl (Gründer des Raritäten Weinhandels trinkreif), der selbst seit Jahren der Hitze Wiens entflieht und den Sommer in Lech verbringt und Silvie Aigner, Chefredakteurin des Kunstmagazins Parnass, hat Schneider ein Konzept entwickelt, dass den Sommer auf 1400 Metern zur Spielwiese für Weinliebhaber und Kunstbegeisterte macht. Darunter Weinverkostungen absoluter Raritäten, gemütliche Champagnernachmittage auf der Terrasse, Salongesprächen sowie Filmpremieren und Führungen wohl kuratierter Kunstausstellungen in- und außerhalb des Hauses.
Fließender Übergang zwischen Gast und Gastgeber
Das wirklich einzigartige an dem Konzept jedoch ist, dass die Gäste ausdrücklich dazu aufgefordert sind, mitzugestalten und sich selbst einzubringen, wenn sie denn möchten. Dafür gibt es sogar eine eigene Zimmerkategorie: Die sogenannten Participation Zimmer.
Bisher wurden von den Initiatoren acht verschiedene Mitwirkungsbereiche vorgesehen darunter Literatur, Movement, Musik und Social Media. „Wir lassen uns aber gerne überraschen, was da noch an kreativen Ideen kommt“, sagt Schneider. „Wir wünschen uns ein buntes Programm, so bunt wie die Gäste.“
Lech im Sommer, das sei Slow Life und dank der mittleren Höhenlage auch ideal für eine Sommerfrische. Perfekt zum Wandern in der Natur, die schönen Dinge des Lebens zu genießen und eine tolle Alternative, wenn man sich nicht ins Flugzeug setzen möchte.
In der Beschreibung des Projekts ist von Gourmands Rede, also dem Schlemmer im Gegensatz zum fachkundigen Gourmet, warum die Wortwahl?
„Ich fand man kann den Begriff ruhig und mit einem Augenzwinkern schreiben. Ich wollte immer ein Hotel haben, wo man nicht irgendwas übergestülpt bekommt. Warum nicht einmal ein Wochenende lang gutem Wein frönen? Das heißt ja nicht, dass man übertreibt. Aber man kann sich doch auch mal was gönnen im Urlaub.“
Woher kommt die große Liebe zur Kunst?
Die ist mir tatsächlich in die Wiege gelegt worden und kommt von meiner Großmutter. Ich hab nicht das Budget, dass ich viel sammle, nur ein wenig. Es wurde schon mal geschrieben ich sei Mäzenin. Das stimmt nicht. Ich bin auch keine Künstlerin, aber ich finde es interessant, mit Künstlern zusammen zu arbeiten und mich auszutauschen.
Sie haben das Hotel sehr jung, 1992, übernommen, ihr Wunsch?
Mein Vater wollte, dass ich nach der Matura eine Ausbildung mache, die mir einen 9 to 5 Job garantiert. Also wurde ich auf eine Hotelfachschule geschickt, aber meines war das nicht. Kochen. Ich kann nicht kochen. Essen und Zimmer vermieten. Nein, bitte nicht! Aber dann hab ich eines Tages in Zürich einen Hoteldirektor getroffen, aus dem Storchen, und der hat mir erklärt, dass ich in einem kleinen Hotel wie meinem, alles tun kann, was ich möchte, dass ich kreativ sein darf. Und so hat dann alles begonnen. Heute strahlt das Hotel total meine Persönlichkeit aus.
Wie sieht die Zukunft des Tourismus aus?
Inzwischen haben immer mehr Hotels Mut etwas anders zu sein. Einige Häuser haben sich sehr spezialisiert und ich glaube, dass ist auch die Zukunft des Tourismus. Sich von der ganzen Welt und anderen Branchen inspirieren lassen. Es ist wichtig, dass man seine Nische findet. Das war auch der Urgedanke bei mir. Aktuell bin ich eher so etwas wie der Creative Director. Der das ganze Set-up für unser Sommer-Pop-Up macht. Ich fühlte mich nie wie eine klassische Hoteldirektorin. Ich habe gelernt, dass man nicht Everybody’s Darling sein muss. Ecken und Kanten dürfen sein. Dann wird man von den Gäste gefunden, mit denen man sich gerne unterhält und die zu einem passen. Dann macht es Freude.
All-together-now: a delightful summer community by Kristiania X trinkreif
Von 06.07. bis 03.09. in Lech / Arlberg
Detailliertes Programm und noch mehr Infos unter
https://www.all-together-now.at/de
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