Wann haben Sie angefangen, sich für Informatik zu interessieren?
Johanna Pirker: Eine meiner ersten Erinnerungen ist, dass ich mit circa drei Jahren an der DOS-Maschine meines Vaters gesessen bin. Ich konnte damals weder schreiben noch lesen, aber ich habe gewusst, was ich an DOS-Kommandos eingeben muss, damit mein Lieblingsspiel Prince of Persia startet. Mein Vorteil war, dass ich sehr früh Zugang zu Computern hatte und auch nicht daran gehindert wurde, ein bisschen herumzubasteln. Aber ich bin in keine spezielle Schule gegangen und habe auch keine Kurse besucht. Ich habe in meiner Freizeit angefangen, Homepages zu basteln und erste kleine Programme zu schreiben. Als ich dann überlegt habe, Informatik zu studieren, wurde mir das von meinem Umfeld nicht unbedingt empfohlen. Das liegt aber auch daran, dass damals viele Leute gar nicht wussten, was das ist und was man damit machen kann.
Wie sind Sie zu Ihrem Spezialgebiet gekommen?
Johanna Pirker: Ich hatte immer schon einen Hang zum künstlerischen und interdisziplinären Arbeiten. Während meines Studiums bin ich draufgekommen, dass ich viele von den Dingen, die mich interessieren, mit dem, was ich gelernt habe, umsetzen kann. Dadurch ist das Programmieren für mich zu etwas ganz Buntem geworden. Ich kann nicht gut schreiben oder zeichnen, aber durch die Informatik kann ich die kreativen Welten, die in meinem Kopf sind, für andere sichtbar machen. Mehr noch: Andere können in meiner Welt sogar spazieren gehen.
Welche sind die Studiengänge der Zukunft?
Johanna Pirker: Wir sehen, dass technische Berufe einen Einfluss auf jeden Bereich haben. Mit Informatik werde ich nicht einfach nur Programmiererin, sondern ich kann im Health Tech-Bereich arbeiten, ich kann neue Methoden zur Krebs-Früherkennung mitgestalten. Ich kann an interaktiven Tools arbeiten, damit andere besser in Physik arbeiten können. Ich kann an der Raumfahrt mitarbeiten. Wir sind eine Schnittstelle in viele Sparten.
Welchen Stellenwert haben Female Role Models?
Johanna Pirker: Ich selbst hatte zu meiner Studienzeit keine weibliche Professorin. Aber ich glaube, dass es schon schön ist zu sehen: Da ist jemand, die ist wie ich, so könnte ich auch einmal sein. Wir müssen viel mehr aufzeigen, dass die Informatik für alle offen ist. Und natürlich versuche ich auch selbst zu zeigen, dass die Vorurteile, die man hat, nicht stimmen – dass der verpickelte Junge, der Pizza essend vor seinem Computer im Keller sitzt, nicht die Realität ist. Sondern dass jemand wie ich, die gerne am Berg herumläuft und klettern geht und Fahrrad fährt – und weiblich ist! –, auch in diese Welt passt und hier erfolgreich sein kann.