Als die Linzer Persönlichkeitstrainerin Birgit Untermair auf der legendären GEDANKENtanken-Bühne stand, konnte sie noch nicht abschätzen, welche Wellen ihr Vortrag schlagen wird. Wir haben mit ihr gesprochen.
Die Aufzeichnung deines GEDANKENtanken-Vortrags wurde irrsinnig oft geklickt und angesehen. Wir hat sich dein Leben seit dem Vortrag verändert?
Ich bin immer wieder davon beeindruckt, wenn ich sehe, dass das Video bis jetzt rund 470.000 Mal aufgerufen wurde. Mich haben in den vergangen Wochen unglaublich viele Frauen angeschrieben. Das Tool iTalk, mit dem man Sprachnachrichten per Mail verschicken kann, hat mich in dieser Zeit wirklich gerettet. Darüber hinaus habe ich meine Love Challenge, ein dreiteiliges, kostenfreies Mini-Seminar, neu aufgesetzt. Damit konnte ich erstmal viele Anfragen abfedern und mit vielen AHA Effekten und wertvollen Erkenntnissen gut helfen. Außerdem habe ich sehr viele Erstgespräche geführt, von denen die ersten 100 kostenfrei waren. Insgesamt musste ich in den letzten zehn Wochen mit etwas weniger Schlaf auskommen als normalerweise. Ich habe zwar immer schon viel gearbeitet, diese Welle an Anfragen war aber schon eine Ausnahme, für die ich auch sehr dankbar bin.
Warum hast du dich dazu entschieden nur Frauen zu coachen?
Ich habe einfach für mich herausgefunden, dass ich mit den Worten die ich finde, einen besseren Zugang zu Frauen als zu Männern habe. Ich fühle mich wohler. Als ich vor acht Jahren meine Pole Dance-Schule gegründet habe, hatte ich in der Trainerausbildung auch nur mit Frauen zu tun. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich viele der Frauen, gerade am Anfang ihrer Ausbildung, nicht annehmen konnten wie sie sind. Mir ist es immer gelungen, sie zu motivieren und ihnen Mut zu machen, ihren Selbstwert zu stärken. Irgendwann war der Grundtenor dann jener, dass man bei meinen Trainings nicht nur tanzen lernt, sondern auch vieles über sich selbst. So hat sich daraus eigentlich das Coaching entwickelt. Im Sommer 2018 habe ich mich dann dazu entschieden die Pole Dance-Schule zu verkaufen weil es für mich nicht mehr so gut gepasst hat und das Coaching immer mehr wurde. Letztlich hat sich daraus aber meine Passion als Coach entwickelt.
Welche Rolle spielen Role Models und Vorbilder in deinem Leben?
Für mich sind Role Models sehr wichtig. Ich hatte auch immer wunderbare Mentorinnen und Mentoren an meiner Seite. Ich sage meinen Damen auch immer, dass sie auf die Menschen hören sollen, die den Weg schon kennen und die schon dort sind, wo sie hin wollen.
»In meinen Coachings erlebe ich es sehr oft, dass Frauen sehr hart mit sich selbst ins Gericht gehen.«
In unserer Gesellschaft ist es ja leider immer noch so, dass Frauen zurückstecken müssen, wenn die Gründung einer Familie im Raum steht. Wie erlebst du das?
Ich glaube nicht, dass man als Frau unbedingt zurückstecken muss, weil es dabei für mich ganz stark um das Thema Mindset geht. Wenn es in deinem Kopf möglich ist, wenn es also innerhalb des eigenen Horizontes liegt, dann sind Vorhaben auch umsetzbar. Ist dieser Horizont zu klein, dann braucht es jemanden, der diesen Horizont etwas dehnt. Ich betrachte das Thema auch gerne aus der Perspektive der Weiblichkeit, weil ich es in meinen Coachings sehr oft erlebe, dass Frauen sehr hart mit sich selbst ins Gericht gehen. Dabei haben Frauen eine unglaubliche Stärke, wenn sie auf ihre Intuition vertrauen, an ihrem Mindest arbeiten und wissen was sie wert sind. Man muss nicht wie ein Mann sein, um erfolgreich zu sein.
Was bedeutet das für das Thema Leadership?
Dass es wichtig ist, zu sich zu stehen und die eigene Stärke und das eigene Können zu spüren. Oskar Kern hat einmal zu mir gesagt, dass wenn Frauen das schaffen, sie sich gar nicht erst überlegen müssen, wie Leadership geht. Sie können es einfach. Man muss einfach wissen was man wert ist. Dann funktioniert es in allen Bereichen des Lebens viel einfacher, nicht nur im Beruf.
Hattest du jemals einen fixen Karriereplan?
Nein (lacht). Ich bin ein sehr intuitiver Mensch und kenne meine Stärken. Weil ich sehr wissbegierig bin, habe ich viele verschiedene Ausbildungen gemacht und war in unterschiedlichen Bereichen erfolgreich unterwegs. Außerdem wird mir sehr schnell langweilig. Ich habe lange im Vertrieb gearbeitet und die Trainingsabteilung einer großen österreichischen Brillenmarke geleitet. Als das Budget für diese Abteilung runtergeschraubt wurde, habe ich mich immer stärker dem Thema Pole Dance angenommen und schließlich meine eigene Pole Dance-Schule aufgemacht. Innerhalb eines Jahres habe ich mit meinem Team sieben Standorte aufgebaut. Bei allem was ich tue, bin ich immer meinen Impulsen gefolgt. Erst jetzt kann ich sagen, dass all die Dinge, die ich bis jetzt gemacht habe, in meiner Arbeit als Coach zusammenlaufen. Was ich aber immer hatte, ist eine Vision, nach der ich auch entscheide. Auch deshalb, weil es als Unternehmerin unglaublich wichtig ist, schnell Entscheidungen zu treffen. Folgt man seinen Impulsen, dann bringt man Momentum ins Business.
Hast du dabei jemals daran gedacht, was passiert, wenn du scheiterst?
Ich weiß auch was es heißt, wenn alles zusammenbricht. Auch an diesem Punkt war ich schon einmal. Man muss lernen die Angst vor dem Scheitern zu verlieren und verstehen, dass in jedem vermeintlichen Misserfolg auch eine Chance liegt. Im Wort »gescheitert« steckt schließlich auch das Wort »gescheiter«. Heute gibt es für mich keinen Plan B. Ich weiß was ich möchte und fokussiere mich auf die Lösung und das wie ich es möchte. Die Kernfrage ist immer: Wie will ich es haben? Dann entscheiden, dann handeln.
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