Sie sind Beraterin im Bereich Banking bei ZEB. Sowohl der Finanzbereich als auch die IT gelten nach wie vor als männerdominiert. Macht das Ihren Job für Sie als Frau doppelt schwierig?
Anne Ballmann: Grundsätzlich ist es spannend und bereichernd, dass uns alle – egal, ob Mann oder Frau – ein gemeinsames Interesse an den Themen rund um Banking und IT eint. Die genaue Zusammensetzung des Teams ist dabei eher zweitrangig. Von einer grundlegenden Schwierigkeit als Frau in einer männerdominierten Welt in der täglichen Arbeit würde ich daher nicht sprechen wollen. Es ist aber unbestritten, dass in unserer Branche Frauen unterrepräsentiert sind. Gerade Banking und IT stellen häufig spezielle Anforderungen, wie flexible Arbeitseinsätze und lange Arbeitszeiten, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschwert und oft zu einer
„Männerdominanz“ führt. Um solche Hürden zu meistern, sind gut durchdachte Maßnahmen erforderlich, die sowohl strukturelle Veränderungen als auch einen kulturellen Wandel in der Gesellschaft nach sich ziehen.
Meine Erfahrung zeigt, dass es am Ende darum geht, als Team erfolgreich zu sein und die besten Lösungen für unsere Kunden zu finden – dabei stehen Erfahrung und Qualität im Vordergrund. Viele Unternehmen haben bereits erkannt, dass vielfältige (Führungs-)Teams nachweislich zu mehr Innovation und besseren Geschäftsergebnissen führen. Daher bin ich überzeugt, dass gemischte und diverse Teams, die auf Kompetenz und Leistung basieren, am erfolgreichsten sind.
Wie könnte man mehr Frauen für die Themen Technik und Digitalisierung begeistern?
Es ist entscheidend, frühzeitig Interesse zu wecken. Das beginnt mit einer gezielten Förderung in den Schulen – Fächer wie Informatik sind in unserer zunehmend digitalisierten Welt meiner Meinung nach ohnehin unverzichtbar. Auch Unternehmen können durch Mentoring-Programme und Praktika einen wichtigen Beitrag leisten. Sie sollten zudem eine inklusive Unternehmenskultur fördern, in der Diversität als Stärke gesehen wird. Das bedeutet unter anderem, weibliche Vorbilder in technischen Berufen sichtbar zu machen und Karrierewege durch verbessertes Sponsoring aufzuzeigen.
Was hat Ihr Interesse für diese beiden Bereiche geweckt?
Ich habe ursprünglich Psychologie studiert und bin im Anschluss eher über Umwege zum Bereich Banking/IT gekommen. Im ersten Consulting-Jahr hat es plötzlich Klick gemacht: Ich habe erkannt, dass ich Freude daran habe, komplexe Zusammenhänge vom Banking-Produkt über den Geschäftsprozess hinweg bis hin zur IT-seitigen Umsetzung zu durchschauen und Lösungen zu entwickeln – und wollte daher in der Branche bleiben.
Welche Zukunftstrends sehen Sie in der IT und im Banking?
Neue Kundengruppen wie Fintechs und Leasingbanken wachsen rasant und bieten neue, innovative Lösungen im Finanzsektor. Neue Bankprodukte wie Kryptowährungen und digitale Assets haben in den letzten Jahren ein Marktwachstum verzeichnet. Künstliche Intelligenz verändert die Art und Weise, wie Banken Daten analysieren, Risiken managen und personalisierte Kundenerfahrungen bieten. Ebenfalls spannend: Cybersecurity, Green IT, Regulatorik und die Beschleunigung der Umsetzung von Kunden- und Marktanforderungen durch Optimierungsprogramme.