StartInnovationTech„Ihr könnt an der Energiezukunft mitwirken“

„Ihr könnt an der Energiezukunft mitwirken“

Barbara Schmidt bündelt als Generalsekretärin von Oesterreichs Energie die Interessen aller Player der Elektitrizitätswirtschaft. Im Interview erzählt sie von der Mammutaufgabe Energiewende und wie umweltbewusste junge Menschen sie mitgestalten können.

Frau Schmidt, Österreichs E-Wirtschaft steht vor keiner kleinen Aufgabe. Was gibt es alles zu tun?

Barbara SchmidtWir haben den Anspruch, die Gestalter*innen der Energiezukunft zu sein. Die Ziele der Regierung sind ja bekannt: 100 Prozent erneuerbare Stromerzeugung bis 2030 und Klimaneutralität bis 2040. Die Nachfrage nach erneuerbarem Strom wird sich bis 2040 verdoppeln, damit muss sich auch die Erzeugung verdoppeln. Das heißt konkret, dass wir hunderte Wasserkraftwerke, tausende Windräder und hunderttausende PV-Anlagen bauen müssen. Auch die Stromnetze müssen ihre Leistung verdreifachen, und wir brauchen Speicher, um etwa Solarstrom vom Sommer in den Winter zu bringen.

Das ist eine ganze Menge.

SchmidtAbsolut. Wir sagen immer: Das ist das größte Infrastrukturprojekt seit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist nicht nur ein Projekt der E-Wirtschaft, sondern eines der gesamten Gesellschaft.

Welche Hürden stehen noch im Weg?

SchmidtGenehmigungsverfahren beim Netzausbau und bei Kraftwerken dauern zu lange. Da bräuchte es dringend Reformen. Und wir brauchen das Vertrauen der Bevölkerung. Es ist wirklich bedauerlich, dass wir als Branche zuletzt viel davon verloren haben. Das liegt natürlich an den Energiepreissteigerungen seit Beginn des Krieges in der Ukraine. Und wir haben einen ganz schlechten rechtlichen Rahmen, um Preisänderungen durchzuführen, weswegen die Kund*innenschreiben wirklich nicht kund*innenfreundlich waren. Das müssen wir selbstkritisch sagen.

Überall ist vom Fachkräftemangel die Rede. Ist der auch in der E-Wirtschaft spürbar?

SchmidtWir sind stark betroffen, uns fehlen Fachkräfte aller Art – vom Elektrotechniker bis zum Koch in der Kantine. Darum ist mir wichtig, gerade junge Menschen anzusprechen, die sich Sorgen um die Zukunft machen und dies unterschiedlich ausdrücken, von Schulstreiks am Freitag bis zum Ankleben auf der Straße. Ich möchte ihnen sagen: ihr könnt an der erneuerbaren Energiezukunft mitwirken, wenn ihr in der E-Wirtschaft arbeitet. Da könnt ihr viel bewegen. Es warten Jobs mit Sinn und große Aufgaben, wo wirklich alle gebraucht werden.

Wie männerdominiert ist die E-Wirtschaft aktuell? Was würden Sie Frauen raten, die sich überlegen, eine Karriere in der Branche zu starten?

SchmidtAktuell ist nur rund jede*r vierte Mitarbeitende in der E-Wirtschaft weiblich, und im Top-Management sogar nur jede*r zehnte. Es ist mir ein persönliches Anliegen, das zu ändern. Wir haben daher ein Frauennetzwerk gegründet mit bereits über 400 Teilnehmerinnen. Damit wollen wir Frauen in der Branche vernetzen und als Vorbilder sichtbar machen.

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