StartMoneyGrün ist in Österreich grüner

Grün ist in Österreich grüner

Nachhaltige Investments sind bei Frauen besonders beliebt. Aber nicht überall, wo Nachhaltigkeit draufsteht, steckt sie im erwarteten Ausmaß drin. Die gute Nachricht: Laut einer Studie hat Österreich bei der Zertifizierung die Nase vorn.

Aktienfonds, die sich als nachhaltig ausgeben, können bei genauerer Betrachtung eine große Enttäuschung sein. Auch in Österreich sind bei Weitem nicht alle Fonds klimafreundlich. Allerdings sind sie im Durchschnitt nachhaltiger als die in Deutschland – wie eine Studie von ESG Plus, Obergantschnig Financial Strategies und Ethico zeigt.

Grüntöne unter der Lupe

Für die Forschungsarbeit wurden 2.000 österreichische und deutsche Aktienfonds einer detaillierten CLEANVEST-Analyse zugeführt. Die zentrale Frage lautete dabei: Sind nachhaltige Fonds gemäß SFDR (EU Offenlegungsverordnung) wirklich nachhaltiger als konventionelle Fonds? Die Antwort ist zunächst wenig überraschend: „Dunkelgrüne“ Artikel 9-Fonds sind nachhaltiger als „hellgrüne“ Artikel 8-Fonds, die wiederum nachhaltiger sind als „graue“ Artikel 6-Fonds, die das Thema Sustainability gar nicht berücksichtigen.

Allerdings kann die Nachhaltigkeitsgüte innerhalb einer Fondsgruppe stark variieren. So finden sich etwa im Segment der Artikel-8-Fonds sehr nachhaltige Produkte, aber auch solche, die eine geringeres Sustainability Level aufweisen. „Das bedeutet, dass Privatanleger:innen die reine Einstufung als hellgrünen Artikel 8-Fonds nicht als „Qualitäts-Label“ sehen sollten, da dies keinerlei Rückschlüsse auf die Nachhaltigkeitsgüte zulässt,“ sagt Studienautor Armand Colard, CEO von ESG Plus. So weit, so kompliziert.

Einfaches Erkennungsmerkmal

Eine klarere Orientierung bietet hingegen das Österreichische Umweltzeichen, das ebenfalls in der Studie berücksichtigt wurde: Von den 1963 analysierten Aktienfonds (nur Publikumsfonds) weisen jene 39 Fonds, die diese Zertifizierung tragen, die höchste Nachhaltigkeitsgüte auf. Mit anderen Worten: Gesetzliche Produktkategorisierungen und Transparenzanforderungen können seriöse Gütesiegel wie das Österreichische Umweltzeichen nicht ersetzen. Das zeigt auch die Detailanalyse der Studie: Umweltzeichenfonds weisen zum Beispiel bei sechs von zehn Kriterien (z.B. „Frei von Atomenergie“, „Frei von Waffen“, „Frei von Kohle“ etc.) das beste Ergebnis auf. „Das

Österreichische Umweltzeichen kann Privatpersonen als Garant für Nachhaltigkeitsgüte dienen,“ sagt Josef Obergantschnig, Studienautor und Präsident des Vereins Ethico.

Kreislaufwirtschaft als Kriterium

Das von Friedensreich Hundertwasser entworfene Umweltzeichen, das als Verbandsmarke gemäß § 63 des Markenschutzgesetzes registriert ist, wird von der Republik Österreich verliehen. Grundlage für die Zertifizierung eines bestimmten Produktes oder einer Dienstleistung bilden verbindliche Kriterien. Dabei wird ein „Lebenszyklus-Ansatz“ angewendet: Er umfasst die Umweltauswirkungen bei Gebrauch, Herstellung und der Entsorgung. Der Rohstoff- und Energieverbrauch fließt ebenso in die Bewertung ein wie die Toxizität der Inhaltsstoffe, Emissionen, Abfälle und Recyclingfähigkeit, Verpackung, Vertrieb und Transport. Zudem werden Qualität und Gebrauchstauglichkeit sowie Sicherheit, Langlebigkeit und Reparaturfreundlichkeit geprüft.

Länder-Fondsvergleich: Österreich – Deutschland 1:0

Aber Österreich punktet nicht nur mit dem Umweltzeichen. Generell ergibt der direkte Ländervergleich mit Deutschland, dass Fonds, die von einer österreichischen Kapitalanlagegesellschaft (KAG) verwaltet werden, eine höhere Nachhaltigkeitsgüte (6,7 auf der CLEANVEST-Skala von 0 bis 10) als Fonds von deutschen Asset-Managern (6,2) aufweisen. Auch die Spannweite der Sustainabilitywerte ist in Österreich geringer als in Deutschland – was als weiteres Zeichen für eine höhere Nachhaltigkeitsqualität österreichischer Fonds gewertet werden kann. „Bei einer Fonds-WM hätte Österreich somit die Nase vor Deutschland“, bestätigt Obergantschnig von Ethico. Und Armand Colard, geschäftsführender Gesellschafter von ESG Plus, ergänzt: „Nachhaltige Fonds haben in Österreich seit den frühen 2000er Jahren eine lange Geschichte, dies zeigt sich auch deutlich im Ländervergleich mit Deutschland.“

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