Meike Haagmans & Lynn Marie Zapp empfehlen, sich bei Geschäftsgründungen mit ähnlich mutigen Menschen zu vernetzen und einfach mal drauflos zu starten.
von Anna D. Dichen
Wie kommt man auf die Idee, Erste-Hilfe-Anweisungen für Kleinkinder auf Poster zu drucken?
Meike Haagmans: Der initiale Auslöser war meine Hebamme, die mir bei der Geburt meines Kindes ein hässliches Din-A4-Blatt in die Hand drückte. Als ich umzog, fand ich dieses Papier wieder und dachte: Das müsste es doch auch „in Schön“ geben. Gleich fragte ich Lynn, ob sie Interesse hätte, so etwas schön zu gestalten. Der Windelhersteller Pampers etwa hat ja ebenfalls aus einem Scheißthema etwas Schönes gemacht, Giraffen draufgedruckt und eine „Love Brand“ kreiert. Genau dieses positive Gefühl wollten wir von Anfang an bei Eltern auslösen.
Lynn Marie Zapp: Wir waren beide frischgebackene Mamas, da setzt man sich mit solchen Themen auseinander. Ich hatte zwar einen Erste-Hilfe-Kurs für Babys gemacht, sicherer habe ich mich jedoch dadurch nicht gefühlt. In brenzligen Momenten hilft es oft, wenn man die Maßnahmen schwarz auf weiß sehen kann. Deshalb dachten wir uns, dass dieses Prinzip auch für Jungeltern in einer Notfallsituation sehr nützlich sein könnte. Eltern verschließen aber gerne die Augen vor heiklen Themen – deshalb entwickelten wir die Idee der Wendefunktion: also ein schönes Poster auf der einen Seite, und auf der anderen die Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Wie erging es Ihnen im Lockdown-Schockzustand, und wie gelang es Ihnen, unter diesen Umständen kreativ zu sein?
Haagmans: Ich fliege seit zwanzig Jahren als Flugbegleiterin fünf Tage pro Monat. Durch die Kurzarbeit wurden wir aber aufgefangen. Schlimmer erging es mir mit meinem Reiseveranstalter, weil Kunden ihre Reisen stornierten und Geld zurückforderten. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits eine GmbH und sagte mir: Komm, wir fangen jetzt einmal an. Also druckten wir die ersten Poster und verkauften diese mit unserem bereits bestehendem Geschäftskonto und Handelsregistereintrag. Um noch mehr Sicherheit zu bekommen, was unser eigenes Produkt betraf, machte ich eine Rettungsdienstausbildung, um das Business auch von der Basis her zu kennen.
Zapp: Als Freiberuflerin unterlag ich immer starken Auftrags-Schwankungen, somit bemerkte ich die Krise zu Anfang erst gar nicht. Nach drei Monaten ohne Aufträge war ich sehr dankbar über „littleplan” und dafür, eine neue, kreative Aufgabe zu haben. Das alles haben wir vor einem Jahr auf der Picknickdecke ausgeheckt. Mich übermannten anfangs schon Zweifel, doch Meike gelang es immer wieder, mich zu erden und zu überzeugen. Es ist insgesamt wichtig, sich mit ähnlich mutigen Leuten und Gründerinnen zu vernetzen, sich inspirieren zu lassen, einfach loszulegen und dabei die vielen Möglichkeiten des Internets zu erkennen. Irgendwann wächst das Business von alleine, und es öffnen sich ungeahnte Tore. Vor einem Jahr auf der Picknickdecke konnten wir uns noch gar nicht vorstellen, eines Tages mit dem Zukunftspreis der Björn Steiger Stiftung prämiert zu werden!
Zu den Personen hinter „littleplan“
Meike Haagmans ist Flugbegleiterin und Gründerin von „littleplan“, Lynn Marie Zapp ist Grafikdesignerin und ebenfalls Gründerin von „littleplan“. Sie sind in und auf folgenden Netzwerken aktiv: „Frauen unternehmen“ – vom Bundesministerium für Wirtschaft, Entrepreneurs Organisation EO, Instagram und Messe HerCareer.