Start-ups von Frauen erhalten weniger Investitionen und schlechtere Bewertungen als von Männern gegründete Unternehmen. Beim aktuellem Tempo wird erst im Jahr 2139 Geschlechterparität in deutschen Gründer-Teams erreicht.
Vor rund acht Jahren gründete WU-Absolventin Cornelia Daniel Dachgold, ein Start-up, das Unternehmen berät und unterstützt, die in Photovoltaik oder Solarthermie investieren möchten. Ihr Spezialgebiet ist die Wirtschaftlichkeit erneuerbarer Energieträger. Damit ist Cornelia Daniel in Österreich fast schon eine Ausnahmeerscheinung. Allerdings nicht nur deshalb, weil sie sich als junge Gründerin in ein doch eher technisches Thema gestürzt hat, sondern alleine schon aus dem einfachen Grund, weil sie sich dazu entschlossen hat zu gründen. Schließlich ist es so, dass nur sechs Prozent der heimischen Jungunternehmen im Vorjahr ausschließlich von Frauen ins Leben gerufen wurden. Laut Start-up-Monitor beträgt der Anteil bei Männern hingegen 71 Prozent.
»Männer geben Männern Geld. Diesen Mechanismus müssen wir durchbrechen. In der Konsequenz heißt das: wir müssen das Thema Diversity auch auf die Kapitalgeberseite treiben« sagt Studienautorin und BCG-Partnerin Katharina Hefter
Dass dieses Ungleichgewicht ganz und gar nicht nur darauf zurückzuführen ist, dass Frauen weniger Ambitionen haben zu gründen, zeigt eine Erhebung der Unternehmensberater Boston Consulting Group (BCG). Die Studie macht nämlich auf sehr anschauliche Weise deutlich, dass Unternehmen, die von Frauen gegründet oder mitgegründet wurden, mit geringeren Investmentsummen zu rechnen haben. Auf welche Ursachen diese klar erkennbaren Tendenz zurückzuführen ist, lässt sich zwar nicht ganz so eindeutig sagen, allerdings gaben einige Unternehmerinnen an, dass Investoren ihr technisches Know-how angezweifelt und das im Zuge des Pitches auch so kundgetan hätten. Die Investoren stellten dieser Beobachtung wiederum die Betrachtung gegenüber, dass Männer sich oft besser verkaufen bzw. sogar überverkaufen würden. Außerdem würden viele Frauen häufig konservativere Prognosen abgeben und weniger Geld einfordern. Das Ergebnis der Studie ist vor allem deshalb erstaunlich und auch nicht wirklich nachvollziehbar, weil von Frauen gegründete Start-ups für jeden US-Dollar, den sie erhalten, innerhalb von fünf Jahren mehr Einnahmen erzielen als solche, die von Männern gegründet wurden. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Analyse des US-Accelerator-Netzwerks MassChallenge. Im Jahr 2018 kam auch BCG zu einem ähnlichen Schluss: Frauen holen mit ihren Start-ups im Durchschnitt aus jedem investierten Euro mehr als doppelt so viel heraus wie ihre männlichen Kollegen. Dabei orientieren sich Gründerinnen laut dem »Female Founders Monitor« häufiger an gesellschaftlichen Problemstellungen und konzentrieren sich stärker auf die Profitabilität ihrer Unternehmens als auf ein kapitalintensives, schnelles Wachstum.
Header: Cornelia Daniel by Bubu Dujmic