StartBusinessKarriereGehaltsverhandlungen: Strategien, Hürden und Chancen

Gehaltsverhandlungen: Strategien, Hürden und Chancen

Gehaltsverhandlungen sind ein zentraler Bestandteil des beruflichen Erfolgs, doch Studien zeigen, dass Frauen im Durchschnitt weniger oft und weniger erfolgreich Gehaltserhöhungen verhandeln als Männer. Dies trägt zu dem anhaltenden geschlechtsspezifischen Lohngefälle bei. Doch woran liegt das, und was können Frauen tun, um ihre Chancen in Verhandlungen zu verbessern?

Herausforderungen für Frauen bei Gehaltsverhandlungen

Frauen stehen bei Gehaltsverhandlungen vor spezifischen Hürden, die häufig in gesellschaftlichen Normen und Wahrnehmungen verankert sind:

  • Stereotype Geschlechterrollen: Frauen wird oft ein Verhalten zugeschrieben, das von Kooperation und Harmonie geprägt ist, während Männer als durchsetzungsfähiger und kompetitiver gelten. Wenn Frauen in Verhandlungen jedoch hart auftreten, werden sie oft negativ wahrgenommen, da sie gegen diese Rollenklischees verstoßen. Dies kann dazu führen, dass Frauen zögern, sich klar für ihre eigenen Interessen einzusetzen.
  • Andersbewertung von Erfolg zwischen den Geschlechtern: Erfolg und Kompetenz wird für Männer weitaus positiver bewertet als für Frauen. Während kompetente, erfolgreiche Männer als sympathisch wahrgenommen werden und folglich gerne mit ihnen oder für sie gearbeitet wird, werden Frauen mit denselben Eigenschaften als unsympathischer wahrgenommen. Dieser „soziale Preis“ bremst Frauen beim Verhandeln aus.
  • Unterschätzung der eigenen Leistung: Frauen neigen manchmal dazu, ihre eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen zu unterschätzen und gehen daher mit weniger Selbstbewusstsein in Verhandlungen. Dies kann dazu führen, dass sie sich mit weniger zufriedengeben oder gar nicht erst nach einer relevanten Erhöhung fragen.

Warum sind Gehaltsverhandlungen so wichtig?

Warum sind Gehaltsverhandlungen so wichtig, besonders für Frauen? Ganz einfach: Sie sind ein Schlüsselfaktor für die finanzielle Gleichstellung und Unabhängigkeit. Wenn Frauen nicht verhandeln, verlieren sie potenziell Tausende von Euro über ihre Karriere hinweg. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf ihr aktuelles Einkommen, sondern auch auf zukünftige Gehaltserhöhungen, Boni und sogar auf ihre Rente.

Laut einer Studie des American Association of University Women (AAUW) führt bereits eine anfängliche Gehaltslücke dazu, dass Frauen während ihrer gesamten Karriere finanziell hinter ihren männlichen Kollegen zurückbleiben. Daher ist es entscheidend, von Anfang an aktiv zu verhandeln und den eigenen Marktwert realistisch einzuschätzen.

Strategien für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen

Auch wenn die Herausforderungen groß sind, gibt es Strategien, mit denen Frauen ihre Verhandlungsposition stärken und erfolgreich mehr Gehalt aushandeln können:

  • Gute Vorbereitung: Eine gründliche Recherche über branchenübliche Gehälter und der Vergleich des eigenen Einkommens mit dem Marktwert sind essenziell. Entgegen dem weitverbreiteten Glauben, dass frau nicht übers Gehalt spricht: traut euch! Fragt eure HR-Abteilung, die Geschäftsführung, eure Kolleg:innen oder recherchiert auf geeigneten Plattformen.
  • Selbstbewusstsein und Wert kennen: Frauen sollten sich ihrer Fähigkeiten und Erfolge bewusst sein und klar definieren, was sie in der Verhandlung erreichen wollen. Eine zu bescheidene Haltung kann dazu führen, dass sie weit unter ihrem Marktwert bleiben. Ein klarer, realistischer Betrag und die Argumentation, warum sie ihn verdienen, sind der Schlüssel zum Erfolg. Dabei kann eine Stärkenanalyse hilfreich sein: Bringt eure Stärken zu Papier, überlegt was ihr gut könnt, was ihr ins Unternehmen mitbringt und was euer/eure Arbeitgeber:in davon hat.
  • Ein klares Ziel: Es ist im Vorfeld wichtig, drei Marker zu definieren. Das Minimalziel, das nicht unterschritten werden darf, das Maximalziel, das es zu erreichen gilt und Alternativziele für die Flexibilität. Niemals in eine Verhandlung ohne Klarheit über diese Ziele!
  • Passende Argumentation: Nutzt das „große Ganze“ als Argument und betont welchen Mehrwert ihr für das „System“ habt. Studien zeigen, dass Frauen einerseits sich selbst wohler fühlen mit gemeinnützigen Argumenten und dass sie vom Gegenüber positiver wahrgenommen werden. Ein guter Tipp hier ist: stellt euch eure/n Arbeitgerber:in als Fisch vor, ihr seid die Anglerin und eure Argumentation ist der Wurm, also der Köder, mit dem ihr euren Fisch zum Anbeißen bringen möchtet.
  • Kennt euer Potential: Habt eine Zukunftsvision, wisst in welche Richtung ihr euch beruflich entwickeln wollt und was ihr noch alles vorhabt. Die stärksten Argumente liegen in der Zukunft und nicht in der Vergangenheit. Seid euch außerdem klar darüber, welche Verantwortungen ihr übernehmen könnt und wollt und welche nicht.

Checkliste für die nächste Gehaltsverhandlung

  • Seid 100 % fokussiert und konzentriert. Gute Überzeugungsarbeit zu leisten und sich nicht unterkriegen zu lassen erfordert eine Menge kognitiver Arbeitsleistung, die ihr den ganzen Verhandlungsprozess über aufrechterhalten müsst.
  • Gebt eure Kontrolle in der Verhandlung nicht ab!
  • Stellt eure Fragen, um mehr über die Position und Ziele des Gegenübers zu erfahren.
  • Achtet auf eure Wortwahl, Formulierungen und Körpersprache.
  • Unterbrecht die Verhandlung mit einer Pause, wenn ihr sie braucht. Es ist ein Prozess und nur selten in einem Termin erledigt. Habt also auch Geduld.
  • Reflektiert nach jeder Verhandlung. So werden wir mit jedem mal besser.

Extra Tipp für die Vorbereitung

macht „power posing“! Kurz vor der Verhandlung nehmt ihr eine Power Pose ein, z.B. aufrechtstehend mit den Armen in die Hüfte gestützt (wie eine Superheldin), dann verbleibt ihr so für 2 Minuten. Dadurch wird euer Hormonspiegel so verändert, dass ihr euch stärker und gleichzeitig ruhiger fühlt. Somit die ideale Ausgangssituation für die nächste Verhandlung! Viel Erfolg!

Fazit

Gehaltsverhandlungen sind für Frauen oft mit besonderen Herausforderungen verbunden, doch sie sind ein entscheidender Hebel für die finanzielle Gleichstellung. Indem Frauen sich gut vorbereiten, selbstbewusst auftreten und unterstützende Netzwerke nutzen, wie beispielweise die leadhers+ academy, können sie die Hürden überwinden und erfolgreich für ihr Gehalt kämpfen.


Über die Autorin: 

Vera Steinhäuser ist studierte Psychologin, Kommunikationswissenschafterin und Betriebswirtin und startete ihre Laufbahn 1997 in internationalen Werbeagenturen. Ab 2001 legte sie ihren Fokus auf digitale Kommunikation unterstützte zahlreiche Marken wie T-Mobile, Nestlé, Toyota, HP, Sony usw. auf dem Weg ins digitale Kommunikationszeitalter. Zudem unterrichtete sie an zahlreichen Universitäten, Hochschulen und Bildungseinrichtungen. 2014 gründete Vera Steinhäuser ihre Beratungsagentur Sie&Ich, die stark auf Kommunikationsstrategie ausgerichtet ist. Seit 2018 arbeitet sie als zertifizierte systemische Coachin. Ihre Spezialisierung liegt auf der Arbeit mit Frauen und sie bietet beispielsweise Female Empowerment und Female Leadership Coachings und Masterclasses an. 2023 gründete sie mit der leadhers+academy, einen Ort, an dem Frauen+ einen authentischen, wertorientierten Leadership Style entwickeln.

Fotomaterial(c) Canva

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