Wir beginnen mit einem Beispiel aus der Praxis: Eine Managerin tritt die Nachfolge eines männlichen CEOs an. Sie trägt die gleiche Verantwortung, erzielt mit kleinerem Team sogar mehr Umsatz – und verdient dennoch 46 Prozent weniger. Erst ein Jahr später erfährt sie zufällig von dieser Ungleichheit. Von diesem Fall berichtet Verhandlungs- und Karrierecoach Katja Radlgruber.
Ein Einzelfall? Leider nicht. Laut der jährlichen Einkommensstudie des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF) ist der Gender Pay Gap ausgerechnet auf oberster Managementebene am größten. Doch ein Wandel zeichnet sich ab.
Der Gamechanger ab 2026: Die EU-Richtlinie für Entgelttransparenz
Bis spätestens Juni 2026 tritt eine EU-Richtlinie in Kraft, die für deutlich mehr Gehaltstransparenz sorgen soll. Arbeitnehmer*innen erhalten dadurch neue Rechte, die ihre Verhandlungsposition stärken. Die wichtigsten Punkte:
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Gehaltsangaben im Bewerbungsprozess: Unternehmen müssen künftig offenlegen, welche Bezahlung vorgesehen ist.
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Keine Frage nach dem letzten Gehalt: Ein früheres niedrigeres Einkommen darf nicht länger die Basis für neue Verhandlungen sein.
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Freie Gehaltsgespräche: Verschwiegenheitsklauseln werden abgeschafft.
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Auskunftsrecht: Beschäftigte können Informationen über Vergleichsgehälter von Kolleg*innen in ähnlichen Positionen einfordern. Arbeitgeber*innen müssen innerhalb von zwei Monaten reagieren.
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Pflicht zur Transparenz für größere Unternehmen: Ab 250 Mitarbeiter*innen müssen Gehaltsstrukturen offengelegt werden; liegt der Gender Pay Gap über 5 Prozent, sind Maßnahmen verpflichtend.
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Stärkere Rechtsdurchsetzung: Unternehmen tragen die Beweislast, Entschädigungen sind nicht mehr gedeckelt.
Diese Rechte greifen jedoch zum Teil erst ab 2027. Bis dahin bleibt die Frage: Warten – oder selbst aktiv werden?
Was Nichtstun kostet
Eine österreichische Frau verliert im Schnitt rund 585.000 Euro über ihr gesamtes Berufsleben – allein aufgrund des Gender Pay Gaps. Wer heute nicht verhandelt, verliert jährlich fünfstellige Beträge. Durch den Zinseszinseffekt summiert sich diese Differenz massiv.
Warum Transparenz allein nicht reicht
Schon heute sind in Österreich Mindestgehaltsangaben in Stellenanzeigen vorgeschrieben. Doch oft wirken diese Werte als psychologische Bremse: Sie liegen unter den marktüblichen Gehältern, prägen aber die Erwartungshaltung von Bewerber*innen, erklärt Radlgruber. Der Effekt: niedrigere Forderungen und schlechtere Verhandlungsergebnisse.
Entscheidend ist daher nicht nur Information – sondern Verhandlungskompetenz.
Fünf Techniken für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen
Die Expertin empfiehlt folgende Ansätze:
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Gesprächsrahmen setzen
Offiziellen Termin vereinbaren und klar einsteigen: „Ich möchte unsere Zusammenarbeit und meine Entwicklung besprechen.“ -
„Nein kassieren“-Strategie
Zuerst eine Frage stellen, die mit „Nein“ beantwortet wird: „Gibt es einen Grund, warum meine Leistung nicht als ausgezeichnet gelten sollte?“ – Das setzt den Fokus auf Erfolge. -
Reziprozität nutzen
Wertschätzung zeigen, etwa durch ein ehrliches Dankeschön. Positive Stimmung öffnet Türen. -
Gemeinsame Ziele betonen
Ein „Ja“ zu gemeinsamen Zielen („Wir wollen beide, dass das Team langfristig erfolgreich ist“) stärkt die eigene Position. -
Gehaltsbandbreite angeben
Konkrete Spannen mit ungewöhnlichen Zahlen („zwischen 77.200 und 83.600 Euro“) wirken fundiert und datenbasiert.
„Du musst nicht bis 2026 warten“
Verhandeln ist kein Machtkampf, sondern ein strukturiertes Gespräch – mit Techniken, die sich erlernen lassen. Wer sich diese Fähigkeiten aneignet, kann schon heute mehr Gehalt erzielen.
Genau darum geht es im ersten sheconomy Real Talk: „Du willst mehr Gehalt? Stop asking – Start negotiating!“ mit Katja Radlgruber am 6. Oktober um 17:00 via Zoom.
In einer bewusst kleinen Runde von maximal 15 Teilnehmerinnen teilt Katja konkrete Strategien, psychologisches Feingefühl und ehrliche Erfahrungen rund um das Thema Gehaltsverhandlung. Kein Vortrag, sondern ein geschützter Brave Space für Austausch, Fragen und neue Perspektiven.
Sichert euch jetzt euren Platz und startet eure nächste Gehaltsverhandlung mit Klarheit, Mut und Wirkung.
Über die Expertin
Katja Radlgruber gehört zu den führenden Karriere-Coaches für Frauen im deutschsprachigen Raum. Bereits mit 26 Jahren zählte sie zu den Top 5 % der Verdiener*innen in Österreich und verhandelte als Managerin fünfstellige Boni. Mehr als 400 Klientinnen haben inzwischen in ihrem Coaching gelernt, ihren Wert zu erkennen und durchzusetzen – im Schnitt mit 30 % mehr Gehalt beim Jobwechsel.