Die Zeit der „Gehaltsgeheimnisse“ neigt sich dem Ende zu. Bis Juni 2026 muss Österreich die EU-Entgelttransparenzrichtlinie in nationales Recht umsetzen. Was auf den ersten Blick nach bürokratischem Aufwand aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als echtes Power-Tool für moderne Unternehmen. Martina Ernst, FairEqual Pay-Expertin und Karolin Andréewitch-Wallner, Arbeitsrechtsexpertin bei Taylor Wessing Österreich, warum Lohngleichheit weit mehr als nur eine gesetzliche Pflicht ist. Für Unternehmen bedeutet das: handeln, analysieren, vorbereiten.
Martina Ernst, FairEqual Pay-Expertin, sieht die drei größten Chancen für Führungskräfte in der Mitarbeitendenbindung, der Kostenkontrolle & Planung sowie im generellen Wettbewerbsvorteil durch Transparenz. „Transparente Kriterien und Prozesse – auch in der Vergütung – erhöhen das Vertrauen der Mitarbeitenden, reduzieren Kosten für ungewollte Fluktuation und stärken das Engagement aller, was letztlich zu erhöhter Produktivität führt. Klare Vergütungsprozesse verhindern unkontrollierte Kostensteigerungen und schaffen Planungssicherheit. Führungskräfte, die richtlinienkonform handeln, können Gehaltsentscheidungen nachvollziehbar begründen und Budgetrisiken minimieren“, erklärt Ernst.
Die neue Gehaltsklarheit wirkt sich bereits im Recruiting aus und bringt auf beiden Seiten Objektivität. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels wird dies zum entscheidenden Faktor. „Transparente Vergütung positioniert Unternehmen als attraktive Arbeitgeber*innen. Das stärkt die Employer Brand und sichert Wettbewerbsvorteile – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels“, so Ernst weiter.
Wo es heikel wird: Die Gender Pay Gap Berichterstattung
Doch bei aller Euphorie über die Chancen – die Umsetzung birgt auch Fallstricke. Karolin Andréewitch-Wallner, Arbeitsrechtsexpertin bei Taylor Wessing Österreich, warnt vor Herausforderungen innerhalb der Gender Pay Gap Berichterstattung: „Die EU-Entgelttransparenzrichtlinie stellt Unternehmen in Bezug auf die Berichterstattung vor mehrere Herausforderungen. Die komplexen Vorgaben für die Berechnung eines allfälligen Entgeltgefälles können leicht zu missverständlichen Ergebnissen führen und schon ein durchschnittlicher Gender Pay Gap ab fünf Prozent zieht zusätzliche Pflichten nach sich. Zugleich bergen die detaillierten Veröffentlichungsanforderungen datenschutzrechtliche sowie reputationsbezogene Risiken. Deshalb ist es für Unternehmen wichtiger denn je, ihre Daten sorgfältig aufzubereiten, die Methodik klar zu dokumentieren und die Ergebnisse transparent zu kommunizieren“, betont Andréewitch-Wallner.
Jetzt handeln statt später reagieren
Die Botschaft der beiden Expertinnen ist klar: Abwarten ist keine Option. „Bis Juni 2026 müssen Unternehmen nicht nur Transparenz schaffen, sondern auch Gleichwertigkeit in der Kommunikation sicherstellen. Das Seminar verbindet rechtliche Anforderungen mit Führungs-Know-how – für faire Vergütung, starke Bindung und eine Arbeitgebermarke, die überzeugt“, so Ernst. Andréewitch-Wallner ergänzt: „Setzen Sie sich bereits jetzt mit der aktuellen Situation in Ihrem Unternehmen auseinander und evaluieren Sie den potenziellen Handlungsbedarf, um etwaige Rechtsfolgen und Sanktionen bei Nichteinhaltung zu vermeiden.“
Die ARS Akademie, Österreichs größter privater Fachseminaranbieter, bietet jährlich rund 1.200 Veranstaltungen an, reagiert auf diese Entwicklung mit einem Fachseminar, das sowohl arbeitsrechtliche als auch HR-relevante Aspekte beleuchtet. Im Fokus stehen nicht nur die gesetzlichen Anforderungen, sondern auch die strategischen Chancen, die mit mehr Transparenz einhergehen.
