Was bedeuten Verantwortung und Nachhaltigkeit für Sie?
Gerlinde Layr-Gizycki: Verantwortung ist ein Gefühl der Verpflichtung, etwas zu tun und dann auch dahinter zu stehen. Nachhaltigkeit ist die Fähigkeit, Bedürfnisse zu erfüllen, ohne die Ressourcen für die künftigen Generationen zu gefährden. Man kann wahrscheinlich nicht nachhaltig sein, ohne Verantwortung zu übernehmen.
Sie haben am ESG- und Nachhaltigkeit-Studienprogramm der WU EXECUTIVE ACADEMY teilgenommen. Warum haben Sie gerade diesen Lehrgang gewählt?
Layr-Gizycki: Ich war auf der Suche nach ein bisschen Helikopter-Blick, so in Richtung: Was ist das große Ganze? Ich hatte einen kleineren Kurs bei einem der Professoren gemacht – bei Professor Vladimir Preveden – und dabei gesehen, dass er das Thema sehr strategisch angeht. Man hat dieses Big Picture extrem gut gewonnen und viel praktischen Input bekommen.
Inwiefern hat das ESG- und Nachhaltigkeit-Studienprogramm der WU EXECUTIVE ACADEMY Einfluss auf Ihre Arbeit?
Layr-Gizycki: Für mich war es ein Riesen-Asset, und ich bleibe jetzt auch dran. Aus dem Lehrgang hat sich eine sehr wertvolle Community entwickelt, auch die Professor*innen sind sehr engagiert. Ich mache mit der WU einen anderen zertifizierten Lehrgang und habe dort das Thema verstärkt eingebaut, weil ich gesehen habe, wie gut das ankommt. Das Thema ist ja für Führungskräfte essenziell, und es gibt auch viele Unternehmen, die explizit ihre Expert*innen in solche Lehrgänge schicken. Trotzdem ist da noch viel Luft nach oben. Ich bin in einigen Aufsichtsräten, und nachdem ich aus dem Finanzbranche komme, bin ich immer für die Finanzthemen zuständig bzw. im Prüfungsausschuss auch die Vorsitzende. Da ist natürlich ESG ein wichtiges Thema. Man sollte Know-how in diesem Bereich besitzen oder sich aneignen. Ich würde den Lehrgang für Aufsichtsräte auf jeden Fall empfehlen.
Es heißt immer wieder, Nachhaltigkeit wäre nicht nur ein Umweltthema, sondern hätte auch einen gesamtgesellschaftlichen Mehrwert. Wie wirkt sich Nachhaltigkeit auf unsere Gesellschaft aus?
Layr-Gizycki: Bei der Umwelt ist Nachhaltigkeit leichter zu messen, bei sozialen Themen wird es schwieriger. Da geht es um soziale Gerechtigkeit, kulturelle Vielfalt, Identität, Bildung und Gesundheitsthemen wie saubere Luft und Bewegung im Freien. Dazu kommt die wirtschaftliche Stabilität. Gerade in Europa sind wir sehr innovativ, nur: Wir setzen das im globalen Kontext oft nicht so gekonnt um. Nachhaltigkeit ist ein Gesamtkonzept, das für die gesellschaftliche Entwicklung extrem wichtig ist – gerade heute, wo es weltweit so viele Krisenherde gibt. Muss sich viel verändern? Ja. Aber ich glaube, dass jeder seinen Teil beitragen kann.