StartOpinionFrauen-Netzwerke: Schlüssel zum Erfolg oder überschätzt?

Frauen-Netzwerke: Schlüssel zum Erfolg oder überschätzt?

Frauen-Netzwerke gelten als Schlüssel für beruflichen Aufstieg und gegenseitige Unterstützung – doch wie wertvoll sind sie wirklich? Ein Blick auf die Balance zwischen Vernetzung als Selbstzweck und echter Veränderung.

„Welche Bedeutung haben Netzwerke für Sie?“, das fragte mich der Moderator, als ich kürzlich für das Sheconomy-Team den IHK Preis für Wirtschaftsjournalismus Ernst Schneider in Berlin mit in Empfang nehmen durfte.

Die Antwort für mich – als überzeugte Netzwerkerin und unter anderem Mitglied der Digital Media Women und Frauen verbinden – zunächst ganz einfach. Auf den Punkt gebracht sage ich immer: Netzwerke sind das Jobcenter des 21. Jahrhunderts. Und eine schier unerschöpfliche Quelle der Inspiration und der Ermutigung.

Nach dem offiziellen Teil entwickelte sich dazu in unserer Gruppe am Tisch eine kritische Diskussion. Was bringen Netzwerke wirklich? Und gibt es inzwischen nicht zu viele Vereinigungen, zum Teil ohne klares Profil? Sind sie reiner Selbstzweck, und führen sie in den Unternehmen vielleicht am Ende zu mehr Trennung, als zu Verbindung? Was ist eigentlich das Ziel eines Unternehmens-Netzwerks? Sind Frauen-Netzwerke wirklich der Schlüssel zum Erfolg, oder werden sie aktuell sogar überbewertet? Warum sollten Frauen speziell gefördert werden müssen?

Aus meiner Sicht sind Netzwerke ein wichtiger Katalysator für den beruflichen Aufstieg und bieten Frauen die Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen, Erfahrungen auszutauschen und ein starkes berufliches Umfeld aufzubauen. Es ist unbestritten, dass Netzwerke Türen öffnen können. Wer gut vernetzt ist, hat oft schnelleren Zugang zu Informationen, Mentorinnen oder geschäftlichen Chancen. Besonders für Frauen, die in traditionell männlich dominierten Branchen tätig sind, können Netzwerke ein entscheidender Faktor sein, um den Weg nach oben zu gehen. Netzwerke bieten die Gelegenheit, sich Gehör zu verschaffen, gegenseitig Bestärkung zu erfahren und mögliche Vorbilder zu finden. Das zeigte sich auch einmal mehr beim Event #100TechFrauen, über das ich aktuell berichtet habe, oder auf der herCAREER, einer grandiosen Plattform aus  München für Vernetzung und Empowerment, weit über die Landesgrenzen hinaus.

Doch neben all den Vorteilen haben kritische Stimmen ihre Berechtigung. Manche Frauen empfinden Netzwerke als exklusiv und elitär, was es schwierig machen kann, Zugang zu ihnen zu finden. Besonders für Frauen aus unterschiedlichen sozialen oder kulturellen Hintergründen wirken manche dieser Netzwerke wie geschlossene Zirkel, die nur wenigen Protagonistinnen aus privilegierten Schichten offenstehen. Und dann stellt sich die Frage: Wenn wir in „Frauen“-Netzwerken agieren, fördern wir wirklich das Zusammenwachsen der gesamten Arbeitswelt?

Es gibt auch die Befürchtung, dass der Fokus auf Geschlecht alleine möglicherweise zu kurz greift. Netzwerke, die sich nur auf Frauen konzentrieren, könnten den Eindruck erwecken, dass Unterstützung nach Geschlechterlinien organisiert werden muss – was letztlich Stereotype verfestigen kann, anstatt sie aufzubrechen. Schließlich sollten Netzwerke sich für Vielfalt in jeder Form einsetzen – nicht nur hinsichtlich des Geschlechts, sondern auch hinsichtlich Alter, Erfahrung, ethnischer Zugehörigkeit oder beruflichem Hintergrund.

Für mich ist es deshalb wichtig, nicht nur in Frauen-Netzwerken aktiv zu sein, sondern beispielsweise auch traditionell männlich geprägte Tech-Vereine wie etwa den Münchner Kreis mit zu gestalten. Ohne den Dialog miteinander wird sich nichts verändern. Auch ist mir das Engagement bei den Digital Media Women weiter wichtig, weil wir über dieses Netzwerk auch im Deutschen Frauenrat vertreten sind – die politische Interessenvertretung von rund 60 bundesweit aktiven Frauen­organisationen und damit eine starke, gebündelte  Stimme für Frauen in Deutschland. Bei den Digital Media Women, und auch bei uns im Sheconomy-Team ist darüber hinaus eines immer klar: Ohne Männer geht es nicht. Wir müssen nicht nur innerhalb unserer Blase, sondern auch für die Christians und Stefans auf der Entscheiderebene sichtbar sein.

Am Ende kommt es wohl auf die Balance an: Netzwerke sind ein Baustein von vielen im Karrieremix. Doch wenn dieser Baustein fehlt, ist es schwerer, in die oberen Stockwerke zu gelangen, um wirklich etwas zu verändern.

Wenn Sie sich für Frauen-Netzwerke interessieren und die richtige Gruppe für sich finden wollen, schauen Sie doch mal auf unsere Online-Plattform. Dort stellen wir viele inspirierende Netzwerke vor, die Ihnen helfen können, beruflich und persönlich weiterzukommen.

Fotomaterial@Pixabay

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