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Feminismus ohne Filter

Weltfrauentag 2025: Zwischen feministischen Forderungen und gesellschaftlicher Realität – Wer wird gehört, wer bleibt übersehen? Ein Blick über die eigene Blase hinaus und ein Plädoyer für einen Feminismus, der alle Frauen in ihren unterschiedlichen Lebensrealitäten einbezieht.

Am Samstag ist es wieder soweit. Im Drogeriemarkt werden Blumen verteilt und in den Medien sind viele kämpferische Ansagen zu lesen. „Die Frauenbewegung ist noch lange nicht am Ziel“ und „Wir müssen Mädchen stark machen, gerade jetzt!“. Doch an wen sind sie gerichtet?

In meiner Bubble sind die Fakten bekannt. Frauen verdienen noch immer im Schnitt weniger als ihre gleich qualifizierten Kollegen, stoßen sich auf der Karriereleiter an gläsernen Decken die Köpfe wund und die wenigen Ausnahmen, die es in die obersten Etagen schaffen, werden gerne als aggressiv, skrupellos oder einfach Quotenfrauen verleumdet. In den vergangenen Jahren hatte ich immer wieder das Gefühl, dass ein Umdenken stattfindet. Kann man sich noch vorstellen, dass Frauen in Österreich in den 1970ern ihre Ehemänner um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie erwerbstätig sein wollten? Dass man im Schweizer Kanton Appenzell Innerrhoden Frauen erst im Jahr 1991 (!) Das Wahlrecht zugestanden hat? Es ist doch absolut einleuchtend, dass die Mehrheit der Bevölkerung von Fairness profitiert. Wie könnte sie also dagegen sein? Vielleicht sind es aber diejenigen, die nie gefragt werden, was sie sich darunter vorstellen.

Der 8. März ist Weltfrauentag und steht heuer unter dem Motto „For ALL women and girls: Rights. Equality.“ Ich höre in mich hinein: Wie ehrlich kann das gemeint sein?

Wir sind nicht alle und jede einzelne Frau hat eine unterschiedliche Perspektive auf eine Zukunft, die sie aus meiner Sicht unbedingt mitgestalten sollte. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Eine Alleinerziehende in einer Wohngegend, deren Kitas und Schulen kein Hort der Zuversicht darstellen, wird andere Dringlichkeiten sehen, als Menschen, die sich zur Not eine Privatschule leisten können. Ein Mädchen, das in seinem Umfeld mit Werten aufgewachsen ist, die mit Feminismus nicht vereinbar sind, wird sich nicht ständig für ein konservatives Weltbild rechtfertigen wollen. Die Jugend wählt rechts, Haushalts-Hacks von „Tradwifes“ trenden auf TikTok und mit Gender-Debatten kommt man sich an diesem 8. März etwas alt vor.

Gibt es ein TROTZDEM? Klar. Mit offenen Herzen und Augen den Blick auf die vielen, vielen Menschen außerhalb der eigenen Meinungsblase richten. In unseren Gehirnen den Algorhythmus der Selbstbestätigung ausschalten und am Weltfrauentag ALLE Frauen und Mädchen und ihre Wünsche und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen. Dann könnte auch eine kleine Blase sehr viel in Bewegung bringen

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