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„Es wäre an der Zeit, den nächsten, mutigen Schritt zu wagen und das Neujahrskonzert 2025 von einer Frau dirigieren zu lassen.“

Das neue Jahr hat schon einmal gut begonnen. Wie die meisten Österreicher:innen, viele Deutsche und unzählige, andere Erdbewohner:innen habe auch ich den 1. Jänner 2023 vor dem Fernseher verbracht, um das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker zu sehen. Die Live-Ausstrahlung wurde in mehr als 90 Länder übertragen und somit von einem Millionenpublikum beklatscht. Und: Zum ersten Mal waren auch Mädchen im berühmten Kinderchor!

Jetzt kann man das natürlich als Fußnote abtun. Ich sehe das keineswegs so. Es war und ist ein wichtiger Schritt, den Wiener Sängerknaben, die in diesem Jahr ihr 525. Jubiläum (!) feiern, ein weibliches Pendant gegenüberzustellen. Wichtig wegen des Bildes und der Botschaft nach außen. Wichtig, weil diese jungen Sängerinnen in jedem Fall Role Models und Ermutigerinnen für andere, begabte Mädchen sind. Immerhin mussten die Wiener Chormädchen, die 2004 als weibliche „Fraktion“ der Sängerknaben gegründet worden waren, 18 Jahre darauf warten, bis sie, an der Seite der Jungs im Matrosenanzug, einen Platz auf der televisionären Weltbühne bekamen.

Nun wäre es an der Zeit, den nächsten mutigen Schritt zu wagen und das Neujahrskonzert 2025 von einer Frau dirigieren zu lassen (2024 übernimmt Christian Thielemann das Dirigat). Kandidatinnen gäbe es; der gute Wille liegt allein bei den Wiener Philharmonikern. Bestimmt würden sie damit für neuen Gesprächsstoff sorgen. Und wahrscheinlich für eine nicht unerhebliche Erweiterung ihrer ­– bereits ohnedies gewaltigen – Fangemeinde.

Es gilt nämlich zu bedenken: Gerade jüngere Generationen wenden sich immer häufiger von Institutionen ab (egal wie legendär und hochkarätig sie sind), wenn diese nicht in glaubwürdiger und konsequenter Form Gleichstellung und Diversität vorleben. Selbst Tradition muss sich daher weiterentwickeln: „Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern“, lässt der italienische Schriftsteller Giuseppe Tomasi di Lampedusa einen seiner Helden in „Der Leopard“ sagen. Wie weitblickend.

Mir persönlich ist der Blick nach vorn der grundsätzlich sympathischere (auch wenn ich ihn, wie eben, durch die Brille eines fast 70 Jahre alten Literaturklassikers geworfen habe); ich erspare Ihnen jedenfalls „meinen“ Rückblick auf das Jahr 2022, das viele als fordernd erlebt haben.

Schauen wir doch lieber mit Zuversicht den Veränderungen entgegen; entlocken wir diesen so häufig wie möglich freudvolle Seiten, indem wir sie mitgestalten. Daher wünsche ich Ihnen, trotz unserer schrecklich angespannten Weltlage, viel positive Energie, Durchhaltekraft und einen nicht versiegenden Optimismus!

Ein gutes, gesundes und erfülltes 2023!

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