Robbie Williams hat bei seinem diesjährigen Konzert in Wien in die Menge gerufen, ob sich die Fans an die 90er erinnern, und es wurde lautstark mit „JAAAAA!“ quittiert. Natürlich erinnern wir uns an Musik und Mode der 1990er Jahre. Ob das gut oder schlecht ist, ist wie immer Geschmackssache.
Die 1990er sind zurück
Die Spice Girls prägten dieses Jahrzehnt mit Hüfthosen und knappen Oberteilen wie keine anderen. Vor allem Melanie C, aka Sporty Spice, zeigte uns ihren durchtrainierten BauchF gerne nur in einem Sport-BH. Im Kultfilm der frühen 90er Jahre, „Pretty Woman“, trug Julia Roberts in der ersten Szene ein hautenges blau-weißes Kleid mit Knittereffekt von Hunza G. Heute ist die Bademode von Hunza G wieder Kult und wird auch gerne abseits von Strand und Pool getragen.
Parallel dazu setzte Calvin Klein in den 90ern den Trend, Unterwäsche sichtbar zu machen. Das breite Gummiband mit CK-Logo blitzte provokant aus den Jeans hervor. Nichts anderes macht Miu Miu heute. Die Slips sind so hoch geschnitten, dass sie aus dem Hosen- oder Rockbund hervorblitzen. Alles kommt wieder, alles war schon einmal da, und jetzt: the 90s are back!
Celebrities
Immer mehr Celebrities gehen auch heute wieder scheinbar nur in Unterwäsche auf die Straße oder sogar zu Fashion Shows. Bella Hadid wurde erst kürzlich in sogenannten Micro-Shorts beim Pizzaessen in NYC gesichtet. Diese ultrakurzen Höschen erinnern eher an liebestötende Herrenunterhosen als an sexy Damenwäsche, aber Trends sind oft nicht nachvollziehbar. Bei Miu Miu wurden die Micro Shorts bei der Fashion Show Herbst/Winter 23/24 kältetauglich dann über der schwarzen Strumpfhose getragen. Muss man mögen. Und muss man auch die Beine dafür haben.
Kylie Jenner sorgte mit ihrem Look bei der Loewe-Fashion-Show im September in New York für Schnappatmung. Sie trug nicht mehr als ein weißes Rippshirt und eine dazu passende gerippte Unterhose, darunter eine schwarze Strumpfhose. Darüber warf sie lässig einen grauen Mantel. Ihr Post auf Instagram erhielt fast drei Millionen Likes. So werden Trends geboren. Im normalen Leben ist dieser Trend doch eher für zuhause. Oder man zieht einen transparenten Rock darüber oder eines von den neuen Netzteilen, die jetzt so in sind. Grober Strick oder transparente Kleidung aus Nylon werden jetzt gerne über Bademode oder Unterwäsche geworfen, und fertig ist das Outfit.
Das weiße Tanktop, früher Ruderleibchen, ist dank Prada seit 2022 (wieder) Teil der Grundausstattung eines jeden Kleiderschranks. Miuccia Prada hat dem maskulinen Shirt einen femininen Touch verpasst und es mit einem Transparentrock kombiniert. Voilà, ein neuer Look war geboren. From nada to Prada sozusagen. Ein weißes Tanktop war ohnehin fixer Bestandteil unserer Garderobe, aber eben nur als wärmendes Unterziehleibchen. Damit ist jetzt Schluss! Miuccia Prada machte das weiße Tanktop nicht nur salontauglich, sondern zum sogenannten Must-Have der Saison. Mit dem ikonischen Logo-Dreieck aus Metall ist es unverwechselbar und kostet auch dementsprechende wohlfeile 690 Euro. Dabei hatte das Tanktop schon früher immer wieder Sternstunden. Im Film Eyes Wide Shut von 1999 trägt Nicole Kidman nicht viel – außer einem Camisole (zu Deutsch: Leibchen) von Hanro, das sofort Kultstatus erreichte. Jede wollte das transparente Top mit passender Unterhose. Und sehen sollte man es auch noch, also wurde nur ein Blazer übergezogen, und fertig war der Office Look.
Ein weißes Tanktop ist so unverzichtbar wie eine weiße Bluse. Ein Basic, das man immer im Schrank hat.
Huber und Hanro
Die ganze Welt schaute nun auf die Unterwäsche aus Österreich, und die Verkaufszahlen gingen nach oben. Das Leibchen mit den Spaghetti-Trägern war sofort ausverkauft. „Ein Tanktop ist so unverzichtbar wie eine weiße Bluse. Ein Basic, das man immer im Schrank hat“, sagt Huber-Shop-Geschäftsführerin Hania Bomba im Interview mit sheconomy.
Seitdem hat sich das „Design bei Unterwäsche und auch Bademode insofern verändert, als sie immer nach den Gesichtspunkten ausgewählt werden, auch untertags getragen werden zu können“, erzählt Hania Bomba weiter. Bereits 1955 trug Marilyn Monroe in der berühmten Szene, als ihr Kleid in dem Film Das Verflixte 7. Jahr hochgeweht wurde, ein Höschen von Hanro. Seit 1991 Teil der Huber-Gruppe, hatte Hanro auch in dem Film Fifty Shades of Grey einen kultigen Auftritt. Dakota Johnson trug einen simplen weißen Slip aus der Valerie-Basic-Kollektion. Solche Auftritte helfen natürlich Unterwäschemarken, ihre Produkte sichtbarer zu machen und auch neue Trends zu setzen.
„Es ist auch bemerkbar, dass die letzten Kollektionen, die noch vielfältiger waren und sowohl beim Sport als auch am Abend unter einem Blazer getragen werden können, sehr gut angenommen wurden“, erzählt Bomba. Das Traditionsunternehmen ist zwar mittlerweile in malaysischer Hand, hat aber seinen Standort noch immer in Vorarlberg. Produziert wird sowohl vor Ort in Mäder als auch in Europa und in eigenen Fabriken in Asien. Die Basics sind noch immer sehr langlebig und zeitlos. Das Tanktop von Huber ist mit dem Oeko-TexSiegel ausgezeichnet und aus umweltfreundlichem Modal in Österreich hergestellt. Der Preis ist mit 27,95 Euro erheblich unter dem von High-End-Marken.
Palmers
„Unterwäsche als Oberbekleidung zu tragen, hat sich in vielen Trendreports abgezeichnet und wird auch bei Palmers umgesetzt“, heißt es aus der Firmenzentrale von Palmers. Das österreichische Unternehmen, das auf Unterwäsche spezialisiert ist, hat sein Sortiment dementsprechend angepasst. Neben BHs gibt es auch sogenannte Bralettes, das sind BHs ohne Polsterung, Bügel und Verschlüsse. Auch der Bund ist etwas länger geschnitten und erinnert so eher an ein kurzes Top. Da nicht jede von uns Bauchmuskeln wie Sporty Spice hat, ist es angenehm, Hosen oder Röcke dazu zu tragen, die höher geschnitten sind. Am besten bis über den Bauchnabel. Die Bralette von Palmers gibt es aus umweltfreundlichem Tencel® oder mit Bio-Baumwolle, sie ist in Weiß und Schwarz erhältlich.
Unterwäsche als Oberbekleidung zu tragen, hat sich in vielen Trendreports abgezeichnet.
Der Pyjamatrend begleitet uns schon einige Saisonen. Seidenhosen, eventuell mit Federnsaum, und korrespondierende Oberteile sind schon länger Teil der Celebrity-Styles am roten Teppich. „Auch Nachtwäsche wird als Straßenkleidung getragen“, Palmers weiter, „sowie schwarze Seidenhosen als schickes Unterteil. Ein Eyecatcher sind natürlich Spitzen oder Stickereien, aber auch glänzende Materialien wie Seide oder Satin mit Accessoires wie Strasssteinen oder Ketten.“
Bademode
Auch bei Bademode wollen wir das Thema Nachhaltigkeit nicht außer Acht lassen. Die bereits erwähnte Marke Hunza G hatte ihr Momentum in den 1980er und 90er Jahren. Danach wurde die Produktion eingestellt. 2015 wurde das Label vom ursprünglichen Gründer wiederbelebt. Das charakteristische Crinkle-Material, gestricktes Lycra mit Elasthan, wurde in einer großen Farbvielfalt beibehalten, nur der Style wurde etwas angepasst. Jedes Stück wird von Hand in London gefertigt, und durch den Stretch haben die Teile so eine gute Anpassungsfähigkeit, dass es nur eine Größe gibt.
Die österreichische Designerin Rosa Rendl betreibt seit zehn Jahren ihr Label Rendl. Sie designt monochrome Badeanzüge und Bikinis in klassischem Stil. Gearbeitet wird mit Econyl®, ein regeneriertes Nylongarn, das aus Plastikmüll aus dem Meer hergestellt wird. Produziert wird in Polen. „Zunächst war es als Swimwear gedacht, aber immer mehr Kundinnen haben mir erzählt, dass sie meine Designs auch als Oberteile tragen. So ist immer mehr in meine Designgedanken eingeflossen, dass sich Bikinitops auch als Sporttops eignen“, erzählt Rosa Rendl im Interview mit sheconomy.
„Daraus sind dann auch Hosen entstanden, die ebenfalls aus Econyl® und aus Tencel® gemacht sind und gut kombinierbar mit der gesamten Bademodekollektion sind“, Rendl weiter. Um sich nicht nackt zu fühlen sind alle Badeanzüge und Bikinis zweilagig, sodass sie wirklich blickdicht sind. Die Kollektion umfasst auch Loungewear und Unterwäsche. Bis Ende August ist Rendl in der Praterstraße 14 als Pop-up zu finden.
Was den neuen Trend „Darüber statt Darunter“ so besonders macht? Er gibt uns die Möglichkeit, unsere Kleidungsstücke vielseitiger einzusetzen und so öfter zu tragen. Denn je öfter wir unsere Stücke tragen, desto nachhaltiger ist es.
Unterwäsche und Bademode
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