Der Verein für Wohnbauförderung, die sozialdemokratische Interessengemeinschaft im Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen, steht vor einem personellen Meilenstein. Mit der Wahl von Andrea Washietl zur neuen Obfrau geht das Amt erstmals in weibliche Hände über. In einer Zeit, in der der Zugang zu leistbarem Wohnraum mehr denn je unter Druck steht, setzt der Verein damit ein sichtbares Zeichen für Gleichstellung, Kontinuität und inhaltliche Erneuerung.
„Es ist mir eine große Ehre, diese Aufgabe zu übernehmen“, erklärte Washietl nach ihrer Wahl durch die Generalversammlung. „Ich verstehe dieses Amt als Auftrag, die bewährten Werte unseres Vereins mit frischen Ideen weiterzuentwickeln – gemeinsam, transparent und mit Blick auf die nächsten Generationen.“
Erfahrung trifft Verantwortung
Andrea Washietl ist seit mehr als 30 Jahren in der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft tätig. 1991 begann sie bei der SOZIALBAU AG, 2023 wurde sie in den Vorstand berufen. Fachlich versiert, mit einem ausgeprägten Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit, steht sie für eine Wohnpolitik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt – und nicht den Markt.
„Wohnen ist ein Grundbedürfnis – kein Luxusgut“, betont sie. „Die Wohnungsgemeinnützigkeit ermöglicht breiten Bevölkerungsschichten leistbaren und qualitätsvollen Wohnraum und ist ein unverzichtbarer Pfeiler unseres Sozialstaates.“
Dabei warnt sie vor Stillstand: Österreichs Modell der Gemeinnützigkeit genieße zwar internationale Anerkennung, dürfe aber nicht als selbstverständlich betrachtet werden. „Nur was wir weiterentwickeln, können wir bewahren“, so Washietl.
Mit ihrer Wahl kündigt Washietl eine strategische Neuausrichtung des Vereins für Wohnbauförderung an. Im Zentrum stehen drei Schwerpunkte, mit denen sie das Profil des VWBF inhaltlich und strukturell weiterentwickeln will. Ein zentrales Anliegen ist ihr die stärkere Einbindung junger Perspektiven. Der wissenschaftliche Beirat soll neu aufgestellt werden, um gezielt Raum für die nächste Generation zu schaffen und deren Sichtweisen stärker in die Arbeit des Vereins zu integrieren.
Auch beim Thema Transparenz setzt Washietl an: Entscheidungen und Prozesse sollen künftig offener und nachvollziehbarer gestaltet werden – mit dem Ziel, Vertrauen zu fördern und die Glaubwürdigkeit des Vereins nach innen wie außen weiter zu stärken.
Gleichzeitig soll der VWBF ein Ort des aktiven Dialogs bleiben. Washietl will den Austausch mit Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft weiter vertiefen und damit neue Impulse ermöglichen. Ein Relaunch des Vereinsprogramms ist bereits in Vorbereitung.
Dabei legt die neue Obfrau großen Wert auf einen Führungsstil, der auf Beteiligung setzt: „Gestalten heißt zuhören. Ich lade alle Mitglieder ein, sich einzubringen, Fragen zu stellen und Impulse zu setzen. Mit Offenheit, Mut und Menschlichkeit können wir gemeinsam viel bewegen.“