Als Ulrike Klammer vor 38 Jahren in den Betrieb einstieg, war sie jung – und entschlossen. Die ersten Umbauten? Heimlich initiiert. „Mein Vater hätte es nicht erlaubt“, sagt sie rückblickend. Damals war der Betrieb ein Drei-Sterne-Haus. Heute ist das Giardino ein Fünf-Sterne-Wellnessrefugium mit Gästen aus aller Welt – das Ergebnis eines langen Weges, oft gegen den Strom.
In einem Umfeld, das ihr riet: „Halte lieber Abstand – du bist die Chefin“, ging Ulrike ihren eigenen Weg. Sie kennt die Namen der Kinder, der Partner und die Sorgen ihrer Mitarbeitenden. Ihre Nähe ist keine Strategie – sie ist Haltung. Wer sie erlebt, spürt Vertrauen. Kein Wunder, dass viele seit Jahrzehnten an ihrer Seite stehen. Das ist Loyalität, die auf Gegenseitigkeit beruht.
Ob bei millionenschweren Renovierungen oder Lieferantenverhandlungen: Ulrike war oft die einzige Frau am Tisch. Ihre Antwort auf Widerstand? Langfristigkeit, leise Autorität und ein tiefes Verständnis für Menschen.
Das spürt man auch im Team: Fast 70 Prozent der 45 Mitarbeitenden sind Frauen – viele Mütter, viele in Teilzeit. In einer Branche, die selten als familienfreundlich gilt, setzt das Giardino ein Zeichen: „Gute Arbeit und Familie schließen sich nicht aus.“
Jetzt beginnt ein neues Kapitel. Tochter Anna, aufgewachsen im Hotel, tritt gemeinsam mit Ihrem Partner in die Geschäftsführung ein. Schon als Kind brachte sie Putzkarren in die Etagen. „Alles war so spannend und groß für mich“. Später studierte sie, reiste, lernte. Heute bringt sie neue Perspektiven – und den gleichen Respekt für Menschen.
Auch Ulrikes ältere Tochter hat inzwischen die Leitung des zweiten Familienhotels übernommen – unterstützt von einer weiblichen Führungsebene. Auf den Hügeln rund um Meran, in einer Region voller Lebensqualität, setzt die Familie eigene Impulse. Südtirol, mit seiner kulturellen Eigenständigkeit, bietet den Raum dafür. Hier entsteht eine Arbeitswelt, die still wirkt – aber stark.


