Wie sieht eine „echte Anwältin“ aus?
Andrea Potz Eine „echte Anwältin“ gibt es nicht. Der Job ist so vielfältig, wie die Frauen, die ihn ausüben. Eine Gemeinsamkeit gibt es aber schon: Eine echte Anwältin muss in der Lage sein, eigene fachliche Meinungen zu formulieren und sich offen Diskussionen über diese Meinung zu stellen. Vor allem innerhalb des Teams kann das auch zu dem Eingeständnis führen, dass andere Meinungen oder Herangehensweisen ein besseres Ergebnis bringen. Das muss man aushalten können, ohne das Vertrauen in die eigene Kompetenz zu verlieren. Das Gegenteil wäre juristische Engstirnigkeit, die können wir nicht brauchen. Wir brauchen Kompetenz und so viele Perspektiven wie möglich.
Ist die Frauenquote ein probates Tool, um Gleichberechtigung rasch voranzutreiben?
Daniela Krömer Alle kennen den Gegenwind bei dem Thema Frauenquote. Mit einem häufigen Missverständnis können wir als Arbeitsrechtspartnerinnen aber aufräumen: Eine Frauenquote bedeutet nicht, dass schlechter qualifizierte Frauen die Jobs bekommen. Sie bedeutet, dass bei gleicher (!) Qualifikation Frauen so lange bevorzugt aufgenommen werden, bis sie nicht mehr unterrepräsentiert sind. Die Quote stellt also sicher, dass Unternehmen die unter den gegebenen Umständen bestmögliche Besetzung vornehmen können, und dabei Frauen fördern. Die Erfahrung zeigt, dass die Quote das probateste Mittel gegen die gläserne Decke ist.
Welche gezielten Maßnahmen setzt CMS, um Mitarbeiter*innen zu fördern?
Andrea Potz Wichtig ist, schon bei Einstellungen auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen im Team zu achten. Rechtsanwältinnen bei CMS haben auch die Ladies League ins Leben gerufen, die sich der Förderung von Frauen bei CMS verschrieben hat. Work-Life Balance und Karrierewege für Eltern sind ebenfalls ein großes Thema, neben einem Mentor*innenprogramm, das allen Rechtsanwaltsanwärter*innen offensteht. Erst im Oktober 2023 wurden wir für unsere Bemühungen mit dem Women in Law Award 2023 als beste Kanzlei geehrt – was uns natürlich sehr gefreut hat!
Was würden Sie jungen Menschen raten, die in Ihrer Branche Fuß fassen wollen?
Daniela Krömer Ausprobieren – und dabei auf die eigenen Interessen und Stärken achten – es gibt sehr unterschiedliche Arten, diesen Beruf auszuüben, und für viele findet sich ein passendes Setting. Es hilft, wenn man Freude an der Juristerei, an Menschen und ein bisschen auch am Rechthaben hat.