In Österreich wurde heute überraschend einer der wichtigsten Jobs in der Wirtschaft mit einer Frau besetzt. Ein Grund zum Jubeln? Mit Bedacht.
Aber der Reihe nach. Thomas Schmid, dessen Karriereweg über Parteistrukturen und Ministerien an die operative Spitze der Österreichischen Besteiligungsgesellschaft (ÖBAG) führte, musste nach Veröffentlichung privater, halbprivater und beruflicher Chat-Verläufe den Hut nehmen. Das entstandene Stittenbild erinnert mehr an das Patriarchat im Alten Rom als an einen neuen Stil.
Nun kommt Christine Catasta ins Spiel. Die bisherige Direktorin der ÖBAG wurde in einer Hauruck-Aktion als seine Nachfolgerin präsentiert. Selbstverständlich: als Interims-Lösung. Klar, das wäre rechtlich gar nicht anders möglich. Eine derart wichtige Schalt- und Kontrollstelle der Republik muss nach transparenten Kriterien und nach einer lupenrein durchgeführten Ausschreibung besetzt werden. Zumindest ab jetzt.
Was mich stört: Immer wieder sollen Frauen nach betrieblichen Schieflagen den Scherbenhaufen aufräumen, für Ruhe im Team und einen soliden Aussenauftritt sorgen. Als Belohnung werden sie dann mit einem Schulterklopfer vom Posten entlassen, sobald der nächste Strahlemann am Parkett erscheint. So geschehen bei Karin Bergmann im Wiener Burgtheater, Brigitte Bierlein als Zwischendurch-Kanzlerin und unzähligen anderen weiblichen Führungskräften.
Zu sagen, dass Frauen sich offensiver um die Spitzenpositionen bewerben sollen, greift zu kurz. Wir sollten uns überlegen, warum das Biotop der Macht mit seinen trüben Gewässern viel zu viele Anwärterinnen abschreckt oder nicht wachsen lässt.
Dann braucht es nicht immer wieder zwischendurch eine Aufräumerin.