Birgit Fanovits, Senior Controllerin bei VERBUND, über Doppelbelastungen, mutige Veränderungen und die Chancen des Wasserstoffs.
Frau Fanovits, Sie sind seit zehn Jahren im Finanzbereich bei VERBUND tätig, daneben haben Sie noch ein komplettes Studium absolviert. Wieso haben Sie sich für diese Doppelbelastung entschieden?
Ich wollte mir durch das Studium neue Perspektiven in der Berufswelt ermöglichen. Meine Wochenarbeitszeit nicht zu reduzieren war damals vor allem der Personalsituation geschuldet. Ich dachte mir: Das schaffe ich schon irgendwie. Es gehört jedoch sehr viel Durchhaltevermögen, Disziplin, Stressresistenz und Organisation dazu, um neben einer Vollzeitstelle ein Studium abzuschließen. Mein Partner, meine Familie und meine Freunde waren eine große Unterstützung in dieser Zeit. Aber auch mein Arbeitgeber, wenn es beispielsweise um die Flexibilität bei kurzfristigen Urlauben ging.
Kürzlich haben Sie Ihre neue Aufgabe als Senior Controllerin im Bereich
Wasserstoff angenommen. Was hat Sie daran gereizt?
Einerseits das Thema Wasserstoff an sich. Andererseits, dass Controlling mehr auf die Zukunft gerichtet ist als die Buchhaltung. Man ist näher am Geschäft und in die Projekte involviert. Außerdem motiviert es, Teil eines so tollen Teams zu sein – von dem ich konzernintern nur Positives gehört hatte.
Welche Herausforderungen bedeutete dieser interne Wechsel?
Es war ein echter Neubeginn für mich: Ich hatte zuvor keine Praxiserfahrungen im Bereich Controlling und Wirtschaftlichkeitsrechnungen. Dafür konnte ich mehr als 16 Jahre Expertise im Bereich Bilanzierung in unterschiedlichen Konzernen mitbringen und mein neues Wissen aus dem Studium direkt in die Praxis umsetzen. Der Vorteil bei einem internen Wechsel ist, dass man bereits auf ein bestehendes Netz- werk aufbauen kann und die internen Prozesse kennt. Das hilft enorm – vor allem in einem Bereich, der sich gerade im Aufbau befindet.
Was würden Sie anderen Frauen raten, die auch gerne Mut zur Veränderung aufbringen wollen?
Den idealen Zeitpunkt für einen Neubeginn gibt es nicht. Viele Frauen neigen dazu, zu viel Energie in Sicherheitsdenken zu stecken. Manche wollen sich nicht verändern, weil es anstrengend ist. Zu Beginn erscheinen auch die relativ einfachen Dinge schwer. Aber nur indem wir beginnen lernen wir.
Umweltfreundliche Energie ist das Thema der Stunde. Welche Rolle spielt dabei Wasserstoff?
Wasserstoff ist essenziell für eine erfolgreiche Energiewende. Mich faszinieren die vielfältigen Möglichkeiten, wo dieser eingesetzt werden kann, um damit den Weg zur Dekarbonisierung global voranzutreiben. Es bedarf hier jedoch einer Strategie sowie dem Ausbau einer entsprechenden Infrastruktur. Die nächsten Jahre werden zeigen, welche Rolle Österreich beim Thema Wasserstoff einnehmen wird.