Wie ist die Idee zu Limmi entstanden?
Verschwendung hat mich schon immer gestört. Aber erst als ich Mama wurde, habe ich wirklich verstanden, wie viel wir als Familien wegwerfen. Babys wachsen so schnell, und plötzlich ist die Wohnung voll mit Dingen, die nur für einen sehr kurzen Moment gebraucht werden. Ein Teil davon ist natürlich notwendig: Babys brauchen besondere Pflege. Aber gleichzeitig treibt uns die Babyindustrie dazu, unzählige Produkte zu kaufen, jedes mit einer ganz speziellen Funktion. Mein Eureka-Moment kam in der Küche, während ich Geschirr abwusch. Ich hatte den kleinen Öko-Teller meiner zweiten Tochter in der Hand und dachte: „Wow, ich habe ewig gesucht, um dieses nachhaltige Stück zu finden – und jetzt wird sie ihm in kürzester Zeit entwachsen. Wir planen kein drittes Kind – und was jetzt?“ Ich fühlte einen Mix aus Nostalgie, aber auch Frustration und Ärger. Warum war dieser Teller so kindlich gestaltet, mit einem Panda darauf? Wäre er zeitlos gewesen, hätte ich ihn problemlos weiter in meiner Küche benutzen können. Genau da wurde die Idee für Liimmi geboren. Ich begann Babyprodukte mit einem neuen Blick zu sehen: Was wäre, wenn man sie von Anfang an so entwickelt, dass sie ein zweites Leben im Haushalt haben? Ab da sprudelten die Ideen nur so. Formen und Funktionen begannen sich in meinem Kopf zu verbinden. Ich fragte mich: Wenn wir Babyprodukte ergonomisch und sicher machen, gleichzeitig aber schlicht und stilvoll – könnten Eltern dann nicht auch selbst neue Verwendungsmöglichkeiten finden? Langlebigkeit ist der erste Schritt zur Nachhaltigkeit. Also habe Liimmi gegründet, um Babyprodukte komplett neu zu denken. Unser allererstes Produkt – ein Babytöpfchen, dass sich später in einen stilvollen Blumentopf verwandelt – ist verspielt, praktisch und so gestaltet, dass es zuhause weiter geliebt wird. Dieses Design hat den Top Design Award in der Kategorie Families & Kids bei den European Product Design Awards in Brüssel gewonnen – eine frühe Bestätigung, dass wir an etwas wirklich Besonderem dran sind. Heute haben wir über 50 Produktideen in der Pipeline – alle mit derselben Philosophie.
Liimmi verbindet Female Entrepreneurship mit Design und Circular Economy. Was braucht es, damit dieser Mix gelingt?
Durchhaltevermögen, Kreativität und viele Testphasen. Aber auch die richtige Haltung: ein ökologisch bewusstes Mindset kombiniert mit einem hohen Anspruch an Ästhetik. Für mich geht es darum, die Balance zwischen Nachhaltigkeit und Stil zu finden. Mein beruflicher Hintergrund liegt in Wirtschaft und ein bisschen IT, mit starkem Fokus auf Nachhaltigkeit und Risikomanagement. Zahlen und Strategie waren schon immer meine Welt, gleichzeitig bin ich eine große Designliebhaberin mit einer Schwäche für skandinavische Interiors. Aber ich mache das nicht alleine. Liimmi ist ein echtes Familienprojekt: Meine Schwester ist UX/UI- und Grafikdesignerin, mein Mann Chemieingenieur und Qualitätsmanager. Zusammen vereinen wir Kreativität, Technik und Business-Know-how. Außerdem hatten wir das Glück, von großartigen Mentor:innen in Programmen wie InnCubator INNC, StartUp.Tirol Booster und der SENA Sustainable Impact Academy zu lernen.
Die Austria Wirtschaftsservice (aws) hat Ihnen das Label Verified Social Enterprise (VSE) verliehen. Was bedeutet diese Kennzeichnung für Sie?
Für uns ist dieses Label sowohl ein Siegel für unser Commitment als auch eine Art Leitfaden für die Richtung, in die wir Liimmi entwickeln wollen. Ich wollte von Anfang aneine Organisation aufbauen, die profit-orientiert ist, aber auch etwas zurückgibt. Ein Geschäftsmodell, das Spenden integriert, positiven Impact schafft und die Art verändert, wie wir Alltagsprodukte designen und nutzen. Im InnCubator INNC Programm habe ich zum ersten Mal von unserem Impact-Coach Matthias Monreal
den Begriff Social Entrepreneurship gehört. Und ich wusste sofort: Genau das will ich machen. Das VSE-Label gibt dieser Intention einen klaren Rahmen. Es ist für uns kein Marketing, sondern beschreibt, wie wir unser Unternehmen führen, welchen Impact wir anstreben und letztlich auch, was unser Purpose ist. Natürlich ist das Label auch ganz praktisch relevant. Wer als Social Enterprise in Österreich wachsen und Förderungen beantragen will, für den ist diese Anerkennung ein wichtiger Schritt. Aber für uns ist es vor allem eine Verantwortung: unserer Mission treu zu bleiben und sicherzustellen, dass unser Unternehmen echten Mehrwert schafft.
Social Enterprises sind ein wachsender Sektor – und sie sind in Österreich auffallend weiblich geprägt. 50,8 Prozent der Geschäftsführungen und fast jede zweite Gründung stammen von Frauen. Warum, denken Sie, ist das so?
Ich glaube, viele Frauen bringen von Natur aus ein starkes Maß an Empathie und Fürsorge in ihre Arbeit ein – eine natürliche Tendenz, hinzuschauen und sich zu kümmern, genau jene Qualitäten, auf denen auch Mutterschaft aufbaut. Diese Sensibilität führt oft dazu, dass wir Probleme sehen, die andere vielleicht übersehen, und dass wir Lösungen schaffen, die wirklich etwas verändern. Genau darum geht es im Social Entrepreneurship: Business mit Sinn zu verbinden und Empathie in Impact zu verwandeln. Gleichzeitig geht es nicht nur um Geschlecht. Es geht auch um eine größere Bewegung. Immer mehr Menschen, egal welchen Geschlechts, wollen Unternehmen schaffen, die sowohl professionell als auch sinnstiftend sind. Dass Frauen in Österreich dabei besonders stark vertreten sind, ist für mich etwas wirklich Positives.