Aufgewachsen sind sie in Kamerun, inzwischen leben sie in München: dort gründete Rahmée Wetterich mit ihrer Schwester Marie Darouiche NOH NEE. Hinter dem Konzept „Dirndl à l’ Africaine“ steht Rahmées Vision des „Colourmix“ – der kreative, spannende Austausch der Weltkulturen. Der Rahmen für die Dirndl ist ein traditioneller bayerischer Dirndlschnitt aus den fünfziger Jahren; damit „werden sie zu einer Hommage an den Stolz der Frau“, so Marie.
Nach einem Jahr Pandemie mit Lockdowns und der Schließung des stationären Handels, besteht Hoffnung auf eine relativ normale Sommersaison. Ist für den Handel das Geschäft jedoch bereits gelaufen? Können die Verluste 2021 noch aufgeholt werden?
Die Verluste sind sicher nicht mehr aufzuholen, da die Frühjahrs- und Sommersaison erfahrungsgemäß bei uns Mitte/Ende März beginnt. Unsere Devise lautet, die Kosten im Rahmen zu behalten und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Im vergangenen Jahr haben wir das Beste aus der Situation herausgeholt und das gemacht, was wir am besten können: kreative, neue Ideen erarbeitet! Wir haben kurzerhand das Accessoire des Jahres, die Gesichtsmaske, geschneidert; so hat niemand auf unsere schönen, bunten Stoffe verzichten müssen, auch wenn die Art, sie zu tragen, doch eher etwas unkonventionell gewesen ist.
Konnten Sie das E-Commerce ausbauen und wird dies auch in Zukunft beibehalten werden? Wurden Entwicklungen nur beschleunigt, die sich bereits abgezeichnet haben?
Nicht jedes Geschäftsmodell ist von Beginn an E-Commerce tauglich. Die Pandemie hat uns aber deutlich gezeigt, dass Umdenken absolut erforderlich ist. Wir betrachten die Pandemie aus wirtschaftlicher Sicht als Chance, zu wachsen und uns in diesen Bereichen zu stärken, die vorher vernachlässigt waren. Vernachlässigt, weil zu viel Aufwand, zu wenig sinnvoll, eher als nice-to-have betrachtet anstelle als must-have. Mittlerweile ist der Auf- und Ausbau des E-Commerce in Planung. Und ich finde das großartig!
Werden Sie den Mitarbeiterstand auf den Stand von 2019 bringen, beziehungsweise halten können?
Das ist unser Ziel. Mit Kurzarbeit und anderen Maßnahmen können wir den Stand momentan noch halten. Wir blicken optimistisch in die Zukunft, in welche Richtung es sich aber entwickeln wird, ist nach derzeitigem Stand noch nicht absehbar. Niemand kann in dieser Zeit klare und zuverlässige Prognosen für die Zukunft geben. Wir müssen alle abwarten und schauen, wie sich die Lage entwickelt.
Was haben Sie persönlich in diesem Jahr am Meisten vermisst?
Ganz klar: das soziale Miteinander! Im privaten sowie im geschäftlichen Bereich. Ich vermisse immer noch das Reisen, schöne Abende mit Freunden verbringen, Ausgehen, Konzerte besuchen, Kultur erleben. Selbstverständlich vermisse ich auch meine Kunden. Das persönliche Gespräch mit Blickkontakt, Mimik und Gestik ist einfach durch nichts zu ersetzen.
Worauf freuen Sie sich im Sommer?
Ganz ehrlich? Meine Geburtstagsfeier nachzuholen. Ich freue mich wie ein kleines Kind darauf, mit Familie und Freunden im Garten zu grillen und eine schöne Zeit miteinander zu verbringen. Mit mehr als nur einer haushaltsfremden Person. Was vor Corona jahrzehntelang ganz normal und natürlich gewesen ist, ist seit über einem Jahr nicht mehr möglich. Und es ist doch oft so, dass man alltägliche Dinge erst zu schätzen lernt, wenn sie auf einmal nicht mehr verfügbar sind. Genau auf das, auf die Freuden des Alltags, freue ich mich in diesem Sommer.
Mit der Gründung ihres gemeinnützigen Vereins „The Project Justine – Train the Trainer“ erfüllte sich ein ganz besonderer Wunsch für Rahmée Wetterich und ihrer Schwester Marie Darouiche: Eine Ausbildungs- und Begegnungsstätte in Westafrika. Geschult durch Schneidermeisterin Marie gibt Justine nun ihr Wissen im Benin an junge Frauen weiter. https://www.theprojectjustine.com/
Foto: Rahmée Wetterich, NOH NEE
Fotocredit: Henning Photography & Production
Das Interview führte Yvonne Molek