Über das Leben mit der Ruhe vor dem Sturm. Eine Kolumne von Anke van Beekhuis.
Meine siebenjährige Tochter startet im Herbst in ihr zweites Schuljahr und freut sich jetzt schon auf ihre Freundinnen. Ich orte jedoch auch bei anderen Beteiligten große Emotionen.
Viele befreundete Eltern (und hier besonders die Mütter) fiebern diesmal dem Herbst ungewohnt intensiv entgegen – allerdings mit Skepsis und Sorge. Denn die Informationslage zu COVID-19 war in den Sommermonaten im Vergleich zur ersten heißen Phase eher mau und teilweise auch wirr. Je näher der Unterrichtsbeginn rückt, desto mehr Meldungen zu Schulöffnungen (oder Doch-nicht-Öffnungen) geistern durch die Medien – und schon kommen viele Fragen zurück auf den Tisch, auf die es aber auch nach den Ferien keine befriedigenden Antworten gibt.
Viele haben es genossen, dass zwei Monate nicht täglich über Corona und Schule diskutiert wurde. Ich gehöre nicht dazu! Allein der Gedanke, das letzte Drittel des Jahres 2020 so verbringen zu müssen wie das Frühjahr, treibt mir die Schweißperlen auf die Stirn.
Es macht mir große Sorgen, wie ich meiner Tochter einen erfüllten sozialen Umgang mit Freundinnen und Freunden ermöglichen soll, falls wir wieder jeden Tag zu Hause »Schule spielen« müssen. Auch wenn es im Juli und August an den Stränden und in den Städten wieder ganz danach ausgesehen hat, als wäre alles vorbei, stehen wir schon fast wieder mittendrin im Ausnahmezustand.
Zusätzlich startet im Herbst wohl wieder der „Normalbetrieb“ in vielen Unternehmen. Wenn dann wieder vorwiegend »vor Ort« gearbeitet werden soll, wird es für mich als selbstständige Unternehmerin schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen.
Mit diesen Gedanken lasse ich einen gefühlt sehr kurzen Sommer hinter mir und wünsche uns allen einen schönen, gut informierten Schulstart und ein gestärktes Selbstbewusstsein: Ich denke, wir Frauen sollten auch irgendwann Stopp sagen und unsere Männer in die Verantwortung bringen, damit 2021 nicht das große Burn-out-Jahr für Mütter wird.
Header © Niklas Schnaubelt