Sheconomy ist auf der Suche nach dem perfekten Ausgleichssport. Nach jeder Einheit fragen wir uns deshalb: »War das noch Ausgleich oder schon eher gleich aus?«
Dem Wort »Detox« begegnet man mittlerweile am laufenden Band. Dabei trifft es einen häufig wie ein Schlag ins Gesicht. Vor allem dann, wenn man gerade im Begriff ist so richtig herzhaft von einer Nussschnecke abzubeißen. Richtig erkannt – es handelt sich dabei um ein sogenanntes Schlagwort. Allerdings rühmen sich nicht nur Anbieter von Saftkuren damit, den sogenannten Detox-Effekt schnell und unkompliziert verfügbar zu machen, auch beim Hot Yoga soll sich dieser nach etwa 60 Minuten klar und deutlich bemerkbar machen. Und – wie wir nun wissen – tut er das auch, nämlich in Form eines kleinen Schweiß-Rinnsals auf der Yogamatte. Zur scheinbaren Auflösung des Selbst wird in Folge aber noch sehr viel mehr zu sagen sein.
Doch zuerst einmal die Basics: Beim Hot Yoga handelt es sich meistens um Flow-Klassen, also um die wohl dynamischste Form der Yoga-Praxis, nur dass diese in circa 37 Grad warmen Räumen stattfinden. Man befindet also in einem ganz normalen Yogaraum, allerdings wurde dieser zuvor speziell präpariert. Und zwar mit länglichen Heizstrahlern, die von der Decke hängen und bei genauerem Hinsehen den Eindruck einer Brutstätte für Legehennen erwecken. Dabei soll damit genau das Gegenteil erreicht werden: Hier, beim Hot Yoga, soll das scheinbar endlose Brüten über Sorgen und Problemen zu einem temporären Ende gebracht werden. »Auf der Matte ankommen«, heißt es im Yoga-Sprech. Und diese ist nach den ersten fünf Minuten bereits leicht angefeuchtet. Auch von der Stirn perlt schon der erste Schweiß, als der erste herabschauende Hund endlich ansteht. Danach gibt es kein Halten mehr. Auf einen Flow folgt der nächste. Die kleine Kobra hat mit Sicherheit schon mal anmutiger aus der – mittlerweile komplett durchnässten – Wäsche geschaut. Und weil hier einfach alles im Fluss ist, ist es selbstverständlich auch der Schweiß. Hin und wieder glaube ich sogar meine Mitte ganz eindeutig spüren zu können – vor allem aber deshalb, weil ich das Gefühl habe, dass nur noch dort etwas mehr als das überlebensnotwendige Mindestmaß an Flüssigkeit zirkuliert. Deshalb entscheide ich mich zwischendurch immer wieder dazu, eine kurze, außerplanmäßige Phase einzuziehen, in der ich mich in die »Child’s Pose« begebe. Und das ist auch erlaubt. Hin und wieder betrachte ich mich im großen Spiegel und versuche herauszufinden, ob der Detox-Effekt schon eingetreten ist. Meine Sicht ist allerdings getrübt, weil ein dicker Schweißtropfen auf meinem rechten Wimperkranz hängt. Apropos »hängen«, ein kleiner Blick in die Runde verrät mir, dass einige TeilnehmerInnen der Klasse schon ziemlich »da hängen«. Die Hitze mit weit geöffnetem Brustbein zu begrüßen, ist aber auch ganz und gar nicht einfach. Und selbst wenn hin und wieder die Idee aufkommt, dass Hitze doch ein dehnbarer Begriff sei, hier sind sich alle einig: Es ist heiß und es fühlt sich auf seltsame Art und Weise geil an.
Zum Punkt Dehnbarkeit gibt es aber noch viel mehr zu sagen: Durch die anhaltende Hitze (erst am Schluss, in der Entspannungsphase, ist die Hochphase des Brütens vorbei) sind plötzlich Körperteile auf Du und Du, die früher noch streng per Sie waren, so groß war die Distanz. Ich werde mich bestimmt nie mehr so gedehnt fühlen, wie hier, in dieser zum Yoga-Studio umfunktionierten Sauna. Eines ist auf jeden Fall geglückt: Ich bin auf meiner Matte angekommen. Im Schweiße des eigenen hochroten Angesichts habe ich mich sogar sehr mit ihr verbunden gefühlt. Außerdem glaube ich auch, dass meine Gedanken frei sind. Oder habe ich sie rausgeschwitzt? Das plötzlich auftretende Gefühl der Befreiung würde schon dafür sprechen.
Sheconomy Bewertung:
Ausgleich oder gleich aus? Child’s Pose hilft
Kalorienverbrauch? 400 bis 500 in 60 Minuten
Erwarteter Muskelkater? 6/10
Proudness-Level? 9/10