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Rosenmontag

Nadia Weiss widmet sich in ihrer neuesten Kolumne dem bunten Karnevalstreiben mitsamt seinen Masken und beschreibt warum sie inzwischen sehr dankbar ist im beruflichen Alltag keine mehr tragen zu müssen.

Heute herrscht Narrenfreiheit und diese geht an vielen Orten so weit, dass ein de facto zusätzlicher Feiertag ausgerufen wurde. Helau, Alaaf und Lei lei! Falls Sie diesen Text lesen, sind Sie noch nicht im Karnevalstreiben verschollen wie einst das „Spatzl“ von „Monaco Franze“ im Münchener Fasching.

„Der Herr der sieben Meere“ hieß die betreffende Episode der von Helmut Dietl inszenierten Kult-TV-Serie. Ich weiß nicht, wie oft ich sie bereits gesehen habe. Noch immer finde ich es großartig, wie „Spatzl“, die duldsame Ehefrau, plötzlich aus ihrer Rolle ausbricht und zur Herumtreiberin wird, während sich der „Ewige Stenz“ zuhause grämt.

Für kurze Zeit jemand anderes darstellen und im Schutz dieser Maskierung Neues ausprobieren: Das sind die faszinierenden Seiten des Karnevals.

 Aber: „Wann hast du dich das letzte Mal verkleidet?“ Das hat mich meine Tochter heute früh im Hermine-Granger-Kostüm auf dem Weg in die Schule gefragt. Tja, da muss ich nachdenken. Ich will ehrlich sein. Masken und Kostüme sind nicht mein Ding. Ich erinnere mich an einen Abend vor vielen Jahren, an dem ich in einem grellgrün-neonpinken Albtraum auf die Tanzfläche des Balls des schlechten Geschmacks stürmte. Dann gab es natürlich dezente Einhorn-Haarreifen und ähnliches. Zu mehr habe ich mich nicht aufgerafft.

Vielleicht hatte ich im sogenannten normalen Leben zu oft das Gefühl, eine Maske aufsetzen zu müssen. Da war die begeisterte Berufsanfängerin, die ohne mit der Wimper zu zucken natürlich sehr gerne die Wochenenden durchgearbeitet hat. Danach kamen viele Jahre mit Meetings, Konferenzen und Terminen, in denen nur keine Müdigkeit vorgetäuscht werden durfte. Zumindest habe ich mich nicht in den Social-Media-Strudel der allzeit abrufbaren Perfektion ziehen lassen.

Mit einigen Jahren Lebenserfahrung am Tacho bin ich nun ziemlich zufrieden damit, immer mehr so sein zu dürfen, wie ich bin und mich fühle. Frauen sollten zu ihren Geschichten, ihren Macken, ihren Makeln und vor allem zu ihrer Persönlichkeit und ihren Wünschen frei stehen können. Das klingt so selbstverständlich. Doch wenn die Masken fallen, kommt häufig ein anderes Bild der Gesellschaft zum Vorschein.

In diesem Sinne: Lassen Sie sich in kein Kostüm zwängen, aber wählen Sie frei die Rolle, die Sie in Ihrem Leben spielen wollen!

Fotomaterial(c) Pexels

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