Shared: Durch Teilen besser werden
„Es gibt da dieses Wiener Bonmot für triste Wintertage. Es lautet in etwa so: Sigmund Freud habe die Depression nicht zufällig im Jänner in Wien erfunden. Das Jahr 2022 beginnt nun in ganz Österreich eher trüb – unabhängig vom Wetter … ein Teil der Bevölkerung steckt seit Mitte November im Lockdown“, schreiben Oona Kroisleitner und Katharina Mittelstädt im DER STANDARD[1].
In Deutschland und der Schweiz ist die Situation ähnlich. Deshalb gibt es heute ein paar Anregungen, den Winter-Blues gemeinsam zu überwinden – und damit so ganz nebenbei das Prinzip Räuberleiter zu leben. Die besten Ideen habe ich aus der Praxis aufgeschnappt.
14-tägig treffe ich Celina aus der Schweiz zum Online-Coaching und erfasse mit einem Blick, ob sie gerade im Homeoffice ist, oder in der Firma. Meist ist sie im Homeoffice. Plötzlich strahlt sie mich in einem Gespräch an und sagt: „Morgen mache ich Shared-Homeoffice“.
Bedeutet: Sie fährt morgen zur Arbeit in die Wohnung eines Kollegen. Gemeinsam werden sie am Küchentisch arbeiten. Beide sind Single und beide haben die Nase voll, die halbe Woche allein vor dem PC zu verbringen. Klar sind sie geimpft, getestet, tragen Maske … In den Pausen tratschen sie, essen gemeinsam Mittag, tauschen sich aus. Das Prinzip Shared Home-Office wenden sie im Team roulierend an. Wenn alles klappt, wird Celina in Kürze Teamleiterin. Sie kann definitiv mit der Rückendeckung ihres Teams rechnen.
Shared Lunch
Auch Monika empfindet die viele Zeit allein Im Homeoffice belastend. Sie lebt in einem Mietshaus und kannte bislang kaum ihre Nachbar:innen. Nun hat sich mit einer anderen Homeoffice-Worker:innen im Haus zusammengetan. Zu Mittag unterbrechen sie ihr Einsiedler:innendasein und treffen einander zum Mittagessen.
Co-Working
EPUs und Solopreneure haben bereits vor den Lockdowns Büros gemeinsam gemietet. Vielen hilft es nun, sich zum virtuellen Co-Working zu verabreden. Same time, same day. In der Eröffnungsrunde erzählt man reihum, woran jede/r in den nächsten zwei Stunden arbeiten wird. Dann wird der Ton abgedreht, die Kamera bleibt an. Konzentrierte Atmosphäre. Am Ende der Arbeitszeit erzählen alle reihum, was sie umsetzten konnten.
Better Together
Ich selbst bin in einer Gruppe mit vier Unternehmerinnen aus unterschiedlichen Branchen. Wir haben einander bei einer Fortbildung kennengelernt und treffen einander wöchentlich virtuell für eine Stunde, nennen uns better together. Nomen est omen. In dieser Stunde besprechen wir unsere Projekte. Klassische Einstiegsfrage: Wer hat heute ein Thema mitgebracht? Die Zeit ist ungleich verteilt, je nachdem wer etwas braucht. Die Themen sind breit. Es geht um Produktentwicklung, Marketing und Motivation. Was uns so besser gelingt, ist das freudvolle Dranbleiben.
Ähnliches berichtet Assistenz-Professorin Julia Rüdiger[2]. Mit Kunstgeschichtler:innen trifft sie sich alle drei Wochen auf Zoom und sie präsentieren einander ihre wissenschaftlichen Themen, tauschen sich darüber aus, wie sie digital lehren. Emotional ist es ein unglaublich wichtiger Fixpunkt, bei dem es nicht um Homeschooling oder sonst etwas geht. Sondern ausschließlich darum, einander beruflich zu unterstützen.
Working Out Loud (WOL) ist ein interessantes Format für unternehmensinterne Räuberleitern. Beim 12-wöchigen-Programm unterstützen einander 3 bis 5 Personen, um ihre individuellen Entwicklungsziele zu erreichen. Sie treffen einander eine Stunde wöchentlich. Eines der fünf WOL Prinzipien ist, die anderen sichtbar zu machen.
Fazit: Was auch immer wir an neuen Räuberleiter-Formaten entwickeln, meist findet man die anderen durch Fortbildungen oder im unmittelbaren Umfeld wie in der Firma, im Wohnhaus, über die Berufsgruppe.
Wenn Sie lieber zu bestehenden Initiativen dazukommen – auf Sheconomy finden Sie sicher ein passendes Netzwerk oder Sie kommen in den Boost-Club, indem sich weibliche Fach- und Führungskräfte gegenseitig den Rücken stärken. Start ist nächste Woche.
[1] Abrufdatum 2022-01-22: https://www.derstandard.at/story/2000132741726/wie-es-inmitten-der-omikron-welle-nun-weitergehen-koennte?ref=article
[2] Strodl-Sollak, Gabriele (2021): Julia Rüdiger in „Boost your career, Sister!“