StartRolemodelsHätte ich das bloß früher gewusstHeidi Strobl: "Ich hätte häufiger Nein sagen sollen"

Heidi Strobl: „Ich hätte häufiger Nein sagen sollen“

In unserer Serie „Hätte ich das bloß früher gewusst …“ spricht die Geschäftsführerin des Salzburg Convention Bureau unter anderem darüber, warum es für sie keinen einzelnen „Game Changing Moment“ gibt.

Der Kongress- und Tagungstourismus hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und eröffnet Frauen heute zahlreiche Chancen, in Führungspositionen zu kommen und den Bereich entscheidend mitzugestalten. Besonders erfreulich ist, dass immer mehr Frauen diesen Sektor prägen – sei es in Salzburg, wo im Salzburg Convention Bureau ein ausschließlich weibliches Team arbeitet, oder auf nationaler Ebene: Das Austrian Convention Bureau wird von einer Frau geleitet, ebenso das Vienna Convention Bureau, und auch die Bundesländer CVBs stehen überwiegend unter weiblicher Führung. Eine Entwicklung, die zeigt, wie Frauen nicht nur in der Veranstaltungsbranche, sondern auch in deren Leitung zunehmend den Ton angeben.

Eine, die diesen Weg aktiv mitgestaltet, ist Heidi Strobl, Geschäftsführerin des Salzburg Convention Bureau. Im Interview spricht sie über Chancen für Frauen in der Branche, persönliche Erfahrungen und darüber, warum es sich lohnt, mutig voranzugehen.

Was war Ihr persönlicher Game Changing Moment?

Ich hatte keinen einzelnen „Game Changing Moment“, sondern habe mich kontinuierlich weiterentwickelt. Im Laufe der Jahre habe ich viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, die mich immer weitergebracht haben. Erst im Rückblick wurde mir klar, wie all diese kleinen Puzzlesteine zusammengefügt haben, um das große Ganze zu ergeben. Heute erkenne ich, dass jeder Schritt, jede Entscheidung und jede Herausforderung mich zu dem Punkt geführt haben, an dem ich nun bin. Es war eine stetige Entwicklung, in der ich mein Wissen und meine Fähigkeiten immer weiter verfeinert habe, um diese spannende und verantwortungsvolle Position zu übernehmen.

Was hätten Sie zu Beginn der Karriere gebraucht, was damals noch nicht vorhanden war, aber heute verfügbar ist?

Ich denke, was mir zu Beginn meiner Karriere gefehlt hat, war mehr Mut und Selbstbewusstsein. Oft hätte ich häufiger „Nein“ sagen sollen, aber zu jener Zeit war das nicht so einfach. Es war eine andere Ära, in der die Erwartungen an die eigene Verfügbarkeit und Einsatzbereitschaft ganz anders waren. Zudem war der Umgang von Männern mit Frauen oder Mitarbeiterinnen damals oft noch ein ganz anderer – weniger respektvoll und eher von traditionellen Rollenbildern geprägt. Heute sehe ich, dass die junge Generation in der Branche viel selbstbewusster ist und sich nicht mehr alles gefallen lässt. Sie wissen ihren Wert zu schätzen und setzen klare Grenzen – etwas, das wir damals nicht immer in der leichen Form tun konnten. Diese Veränderungen sind aus meiner Sicht sehr positiv, da sie zu einer besseren Work-Life-Balance und mehr Respekt gegenüber den eigenen Bedürfnissen führen.

Was hatte den größten Impact auf Ihre Laufbahn und was war der größter Karriere-Boost?

Ein wichtiger Baustein meiner Karriere war definitiv die Kombination aus Praxis und Studium. Zunächst habe ich mehrere Jahre in unterschiedlichen Positionen gearbeitet, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Erst danach habe ich ein internationales Studium aufgenommen, das mir die theoretische Basis und das nötige strategische Wissen vermittelt hat. Diese Mischung aus praktischer Erfahrung und akademischer Weiterbildung war entscheidend für meine Entwicklung.

Ein weiterer Schlüsselfaktor, der großen Impact auf meine Laufbahn hatte, war das Netzwerken. Gerade in unserer Branche, die so dynamisch und interdependent ist, ist das richtige Netzwerk das Werkzeug, das man braucht, um erfolgreich zu sein. Netzwerken ist nicht nur wichtig, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu finden, sondern auch, um von den Erfahrungen anderer zu lernen. Ich habe festgestellt, dass Netzwerken besonders gut Frauen liegt, da wir oft eine natürliche Fähigkeit zum Austausch und zur Zusammenarbeit haben. Diese Verbindungen haben mir nicht nur in meiner Karriere geholfen, sondern waren auch ein wichtiger Karriere-Boost, da sie mir Zugang zu bedeutenden Chancen und Mentoren verschafft haben.

In welchen Situationen denken Sie heute: „Hätte ich das bloß früher gewusst“?

Heute denke ich oft, dass ich früher mit weniger Druck und mehr Gelassenheit an Herausforderungen hätte herangehen sollen. Mit dem Alter und der Rolle als zweifache Mutter habe ich eine neue Perspektive auf viele Dinge entwickelt. Ich habe gelernt, anders mit Herausforderungen umzugehen – nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand (ich bin im Sternzeichen Stier ), sondern mit einer ruhigeren, überlegteren Herangehensweise. Ich habe erkannt, dass es oft besser ist, Dinge zu akzeptieren, die sich nicht ändern lassen, und Entwicklungen die nötige Zeit zu lassen, anstatt sofort eine Lösung erzwingen zu wollen. Diese Gelassenheit ist für mich heute eine wichtige Erkenntnis, die mir hilft, in stressigen Situationen klarer und entspannter zu bleiben.

Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit mehr Frauen Führungspositionen erreichen und erfolgreicher als Unternehmerinnen werden?

Die Corona-Pandemie hat uns in dieser Hinsicht tatsächlich einen Schub gegeben, da remote Arbeiten plötzlich zur Norm wurde. Diese Flexibilität ermöglicht es Frauen, ihre beruflichen und privaten Verpflichtungen besser in Einklang zu bringen. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg von Frauen in Führungspositionen und als Unternehmerinnen ist jedoch auch die gerechte Aufteilung der Care-Arbeit zwischen den Partnern. Wenn beide Elternteile sich gleichermaßen um Kinderbetreuung und Haushaltsaufgaben kümmern, wird es für Frauen leichter, ihre beruflichen Ambitionen zu verfolgen. Gleichzeitig braucht es eine geeignete Kinderbetreuung, die den Bedürfnissen der Familien gerecht wird und berufstätige Eltern unterstützt.

In anderen europäischen Ländern ist es völlig normal, dass Mütter schnell wieder in den Job einsteigen. In Österreich ist das jedoch noch nicht in den Köpfen vieler Menschen angekommen. Hier fehlt oft das Verständnis dafür, dass berufliche Wiedereinstiege genauso wertvoll und möglich sind wie in anderen Ländern. Nur mit den richtigen Rahmenbedingungen können wir echte Chancengleichheit schaffen und mehr Frauen den Weg zu Führungspositionen und unternehmerischem Erfolg ebnen.

Mein persönlicher Rat an alle, die eine erfolgreiche Karriere anstreben:

Mein Rat ist ganz einfach: Hab Mut, offen zu bleiben und dich ständig weiterzuentwickeln. Netzwerken ist ein unverzichtbares Werkzeug, das dir hilft, neue Perspektiven und Möglichkeiten zu entdecken. Es ist wichtig, die eigene Komfortzone zu verlassen und auch einmal etwas Neues auszuprobieren. Die berufliche Welt verändert sich ständig, und wer aktuelle Entwicklungen mitmacht, bleibt nicht nur relevant, sondern kann auch die Chancen von morgen nutzen. Sei flexibel, anpassungsfähig und geh immer einen Schritt weiter, um dein berufliches Ziel zu erreichen.

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