GoStudent ist der nächste große Shootingstar am Start-Up Himmel. Mit 300 Millionen Euro holt sich die Online-Nachhilfe Plattform das höchste Investment, das es in Österreich je für ein Start-Up gegeben hat. Geworben wird mit “Hilfe für alle Fächer und Klassen”, ganz nebenbei auch mit einem klassisch-konservativen Geschlechterbild.
Eine Frau steht im Wohnzimmer und hängt Wäsche auf – ”Mama, was ist die Wurzel aus zwei?”. Ein Mann liegt auf der Couch, isst Popcorn. “Papa, was ist potentielle Energie?”. Eine andere Frau steht vor dem Badezimmerspiegel, Lockenwickler in den Haaren, und schminkt sich. “Mama, was ist das Plusquamperfekt von gehen?”. Ein Mann liegt auf einer Trainingsbank, hebt Gewichte. “Papa, was ist ein Second Conditional?”. Weder Frau noch Mann können die Fragen der Kinder beantworten. Was auffällt ist welcher Tätigkeit die vermeintlichen Eltern Figuren zuhause nachgehen. Denn der Werbespot bedient durchweg Klischees: Die Frau oder Mutter kümmert sich um den Haushalt oder das eigene Aussehen, der Mann liegt auf der Couch oder pumpt seine Muskeln auf. Es ist offensichtlich, dass hier längst verstaubte Rollenbilder reproduziert werden.
Nun kann behauptet werden, dass es sich hierbei um Sexismus in der Werbung handelt. Denn mit sexistischer Werbung wird bewirkt, dass sich eben diese überholten Vorstellungen von Familie weiter fortsetzen und legitimiert werden. Die Frau als fürsorgliche Mutter und Hausfrau, der Mann als auf der Couch liegende Patriarch. Werbung prägt die Vorstellungen über Männer und Frauen. Das tut es vor allem bei Den jüngsten unserer Gesellschaft. Denen es noch schwerfällt, gewissen Sachverhalte einzuordnen. Besonders für junge Menschen ist es wichtig, sich losgelöst von allen Geschlechterrollen zu entwickeln und das Gefühl zu haben nicht durch Klischees oder “Ideale” in ihrer Entwicklung eingeengt zu werden.
GoStudent wurde bereits 2016 von den zwei wiener Unternehmern Felix Ohswald (26) und Gregor Müller (27) gegründet. Im Vorjahr sammelte das die Online-Nachhilfe Plattform bereits 275 Millionen Euro ein, Anfang des Jahres kamen nochmals 300 Millionen dazu. Die Firmenbewertung steht bei rund drei Milliarden Euro. Nach Bitpanda hat GoStudent als zweites Start-Up in Österreich den Unicorn-Status erreicht.
Das Geschäftsmodell ist ausgeklügelt, die Plattform intuitiv und das Angebot grenzenlos. Doch die Werbung stößt sauer auf. Wie kann es sein, dass ein junges, erfolgreiches Unternehmen mit längst veralteten Rollenbildern wirbt? Eine gute Werbung überzeugt wenn sie geschlechterübergreifend ist. Eine gute Werbung wertet kein Geschlecht ab. Eine gute Werbung leistet seinen Beitrag zur Gleichstellung der Gesellschaft. In welche Kategorie der beschriebene Werbeclip von GoStudent fällt erübrigt sich an dieser stelle.