StartMoneyEqual PayErklär mir den Gender Pay Gap!

Erklär mir den Gender Pay Gap!

Der österreichische Equal Pay Day fällt dieses Jahr auf den 30. Oktober. Das heißt, dass ab diesem Tag Frauen in Österreich bis zum Ende des Jahres, also 62 Tage, für die von ihnen geleistete Arbeit nicht bezahlt werden. Doch was genau hat es eigentlich mit dem sogenannten Gender Pay Gap auf sich?

Schlägt man den Gender Pay Gap im Duden nach, so findet man folgendes: Gender-Pay-Gap, der, die oder das, Bedeutung: signifikanter Unterschied zwischen den Geschlechtern im Hinblick auf Löhne und Gehälter. So weit, so gut. Nun werden aber in Gesprächen und Diskussionen rund um die Einkommensschere gerne auch Begriffe wie bereinigt oder unbereinigt verwendet.

Von einem bereinigten Gender Pay Gap spricht man dann, wenn die Jobwahl, Anstellungsart (Voll-/Teilzeit), Kinderbetreuungs- und Pflegezeiten berücksichtigt werden. Im logischen Umkehrschluss ist von einem unbereinigtem Gender Pay Gap immer dann die Rede, wenn ebenjene Faktoren nicht berücksichtigt werden.

Der 30. Oktober wurde anhand des bereinigten Gender Pay Gaps errechnet, der in Österreich aktuell bei 17,1% steht, während der unbereinigte bei satten 36% liegt. Aber hey, ist doch klar! Frauen arbeiten nunmal viel mehr in Teilzeit und in Branchen, die tendenziell schlechter bezahlt werden, der unbereinigte Gender Pay Gap ist somit eigentlich gar nicht aussagekräftig und komplett zu vernachlässigen. Oder etwa nicht? Auch wenn Kritiker*innen gerne dieses Argument bringen, ganz so einfach ist das dann doch nicht.

Im Jahr 2021 befanden sich fast 50% aller erwerbstätigen Frauen in einer Teilzeitbeschäftigung.

Dem gegenüber standen nicht mal 11% der Männer in Erwerbstätigkeit. Noch deutlicher wird das Gefälle, wenn man sich folgende Zahlen ansieht: mehr als zwei Drittel aller Mütter im Alter zwischen 25 und 49 gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach, das trifft jedoch nur auf jeden 20. Vater im selben Alter zu. Vergleicht man hingegen kinderlose Frauen und Männer, so gibt es kaum einen Unterschied in der Art der Beschäftigung. Man könnte also fast meinen, die Kinder seien Schuld. Und da kommen wir der Sache auch schon eher auf den Grund: unbezahlte Kinderbetreuungs- und Pflegearbeit ist nach wie vor in den meisten Haushalten reine Frauensache. 

Etwa 63% dieser sogenannten unbezahlten Care-Arbeit (Haushalt, Kindererziehung, Pflege alter/kranker Angehöriger) wurden im Jahr 2021 von Frauen verrichtet. Da der Tag aber gänzlich geschlechtsunabhängig 24 Stunden hat, liegt es auf der Hand, dass dann an anderer Stelle, eben bei der Lohnarbeit, Abstriche gemacht werden müssen. Aber wie lässt sich diese Schieflage denn nun bekämpfen?

Laut Expert*innen gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die nachhaltig zu echter Einkommensgerechtigkeit beitragen würden.

Dazu gehören unter anderem die gerechte Aufteilung der unbezahlten Care-Arbeit zwischen beiden Elternteilen, die faire Entlohnung von „Frauenberufen“, der Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten, ein transparentes Lohnumfeld, flexiblere Arbeitszeitmodelle und das Aufbrechen überholter Geschlechterrollen. Und das alles bitte früher als später, denn: Wenn Österreich in dem Tempo weitermacht, dann schließt sich die bereinigte Lohnschere in 30, die unbereinigte überhaupt erst in unfassbaren 340 Jahren – Frauen haben mehr verdient!

 

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