Der Sommer ist in vollem Gange. Für viele Eltern ist das eine nicht nur sorgenfreie Zeit. Im Gegenteil: Neun Wochen Sommerferien mit Kindern zu meistern, ist eine Herausforderung.
Generell ist die Vereinbarkeit zwischen Karriere und Familie nicht nur in den Sommerferien ein Balanceakt, der mit vielen Hindernissen, Flexibilität und Planungsaufwand verbunden ist. Dabei wird der Großteil der Care-Arbeit nach wie vor von Frauen erledigt. Wie sieht die Situation in Österreich aus?
Zahlen, Daten, Fakten
Entrepreneurship - In Österreich gibt es 135.000 Unternehmer*innen. - Jedes dritte Unternehmen wird von einer Frau geführt. - 2021 wurden 45.1% der Gründungen von Frauen getätigt.
In Österreich sind rund 40% der Erwerbstätigen, also rund 4,1 Millionen Menschen, zusätzlich durch familiäre Aufgaben gefordert. Aufgrund der nach wie vor traditionellen Rollenverteilung sind Frauen noch immer häufiger mit der Vereinbarkeitsfrage konfrontiert, da sie in einem größeren Ausmaß für die Betreuung von Kindern sowie pflegenden Angehörigen zuständig sind als Männer.
Neue und aktuelle Zahlen des AMS, präsentiert von AMS-Vorstandsmitglied Johannes Kopf am 06. Juli 2022 bei der Veranstaltung „Ladies Lounge“, organisiert von dem WKO Netzwerk „Frau in der Wirtschaft“, zeigen: In Österreich gibt es rund 56.000 Frauen mit Kindern, die in Teilzeit beschäftigt sind und gerne mehr Stunden arbeiten würden. Es werden zwar grundsätzlich Zahlen zu der Erwerbstätigkeit von Frauen mit Kindern erhoben, jedoch nicht die Gründe für die jeweilige Entscheidung.
Erwerbstätige Frauen mit Kindern in Österreich, die nicht arbeiten - 145.000 Frauen mit Kindern zwischen 0-2 Jahren - 39.000 Frauen mit Kindern zwischen 3-5 Jahren
Die größten Herausforderungen
Welche Herausforderungen beim Thema Vereinbarkeit sind die größten für Frauen? Laut Ruth Gabler-Schachermayr und Lisi Molzbichler, Gründerinnen der digitalen Plattform für Vereinbarkeit balanceUP (Lisi ist auch Founderin des Netzwerks Business Moms Austria für Mütter in Selbstständigkeit), gibt es drei große Challenges. Die erste große Herausforderung ist die Wahrnehmung der Work-Life-Balance oder auch des Konzepts des Work-Life-Blendings, zu deren Grundvoraussetzungen nicht nur die zeitlich und örtlich flächendeckende Kinderbetreuung, sondern auch flexible Arbeitszeitmodelle im Sinne der New Work Perspektive gehören.
Als zweite Challenge sehen die beiden Unternehmer*innen die zunehmende Überlastung von Müttern durch ihre vielen Rollen, die sie oft mit Perfektionismus meistern wollen. Dies macht ein schnelleres Aufbrechen der Traditionsmuster notwendig, indem zum Beispiel das verstärkte Interesse der Väter, sich an der Care-Arbeit zu beteiligen, sichtbar gemacht wird. Darüber hinaus dürfen Mütter nicht nur in ihrer Familienrolle präsentiert und auf Klischees reduziert werden, auch für ihre Position in der Arbeitswelt – inklusive genügend Netzwerkmöglichkeiten – muss ausreichend Platz sein.
Die dritte große Herausforderung liegt in der Individualität der Familie selbst. Vereinbarkeit darf nicht länger einfach nur „passieren“. Wenn man Vereinbarkeit als Familie aktiv angeht und sich damit beschäftigt, kann es in allen Bereichen gelingen: Im Arbeitsleben, im Familienleben, bei Betreuungsengpässen, für ausreichend Me-Time aber auch bei den wichtigen finanziellen Themen.
Bei der Ladies Lounge der Frau in der Wirtschaft sprach Maria Pein, Erste Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer, exemplarisch über die Situation in der Landwirtschaft und der traditionellen Rollenverteilung: „Gerade im Bereich der Landwirtschaft ist der Gedanke der traditionellen Geschlechterrollen noch stark verankert. Frauen sollen sich vor allem in den ersten drei Lebensjahren zu Hause um die Kinder kümmern, während der Mann die Arbeit übernimmt. Mit über 40% an weiblichen Betriebsführerinnen in der Landwirtschaft ist dieses Denken allerdings mehr als veraltet. Der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen am Land ist daher wichtiger als je zuvor, um Frauen mehr Perspektiven eröffnen zu können und ihnen Mut für die berufliche Karriere zu geben.“
Die Bedeutung von Role Models und der Sichtbarkeit von Frauen
Mut für die berufliche Karriere – um diesen weitergeben zu können, braucht es Role Models, sie sind Schlüsselfaktoren dafür. „Frauen sollen Frauen stärken. Es ist wichtig, dass wir als Mütter unseren Töchtern schon in jungen Jahren viel Selbstbewusstsein mit auf ihren Weg geben. Aber auch später brauchen wir noch starke Vorbilder, die uns Vertrauen in unsere Ideen und Innovationen geben. Unternehmerinnen und Frauen, die Großartiges leisten und geschafft haben, müssen vor den Vorhang geholt werden”, betont Martha Schultz, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich.
Role Models vor den Vorhang zu holen zählt zu den Hauptaufgaben von sheconomy, und das seit der Geburtsstunde des Magazins. Bleiben Sie gespannt und besuchen Sie unsere Homepage sowie unsere Social-Media-Kanäle, denn in den nächsten vier Wochen widmen wir uns gemeinsam mit balanceUP verstärkt dem Thema Vereinbarkeit. Es erwarten Sie spannende Gastkommentare, Interviews und informative Beiträge.
Zu den Personen
Elisabeth (Lisi) Molzbichler:
Gründerin des Netzwerks Business Moms Austria
Co-Founderin und Geschäftsführerin balanceUP GmbH
LinkedIn Profil Elisabeth (Lisi) Molzbichler
Ruth Gabler-Schachermayr:
Co-Founderin und Geschäftsführerin balanceUP GmbH
LinkedIn Profil Ruth Gabler-Schachermayr