StartBusinessKarriereAgentur für Arbeit: voll digital

Agentur für Arbeit: voll digital

Beim Umgang mit Behörden und Ämtern brauch man mitunter starke Nerven. Daran hat auch die oft gepriesene Digitalisierung der vergangenen Jahren wenig geändert. Katharina Dello nimmt uns im launigen, dritten Teil ihrer Kolumne "Jobsuche mit 40+" auf eine Irrfahrt durch den Digitalen Dschungel der Deutschen Bundesagentur für Arbeit mit. Wir wünschen viel Vergnügen!

Triggerwarnung: Beschäftigte der Arbeitsagentur sollten nicht weiterlesen

Die Bundesagentur für Arbeit und ich, wir wollen zusammenkommen. Ich will von denen Arbeitslosengeld und die wollen mir bei der Jobsuche helfen. Prima. Im Vergleich zu meiner letzten Jobsuche vor 15 Jahren ist viel passiert. Die Bundesagentur für Arbeit ist nun digitalisiert und man kann sich online arbeitssuchend melden. Das funktioniert prima und ein paar Tage später bekomme ich auch einen Brief mit den Zugangsdaten für meinen Account.

Dann erscheint in meinem Account eine Einladung zu einem Beratungstermin. Datum: 27.12, einen Tag nach Weihnachten. Mann, sind die fleißig. Ich dagegen bin an diesem Tag im Urlaub und suche in meinem Account daher nach dem Button „Termin absagen“ oder „Termin verschieben“. Den gibt es nicht, dafür aber den Button „Termin vereinbaren“. Das mache ich auch, für Anfang Januar, und gebe dem System ein paar Tage Zeit, um sich zu aktualisieren. Danach steht da immer noch der alte Termin und der neue, der mir auf der Website bestätigt wurde, taucht nicht auf.

Also rufe ich die Hotline an. Eine sehr freundliche junge Dame nimmt gerne mein Anliegen auf, vergibt einen neuen Termin und nimmt gleichzeitig meine Daten auf.
„Ich habe hier stehen, dass Sie als Bildungsreferentin gearbeitet haben…“, sagt sie. „Nein, das habe ich nicht. Aber in Ihren Dropdownmenü ist das das Einzige, was meiner Stellenbezeichnung, Referentin für Kommunikation, nahekommt.“ „Ok, dann ändere ich das.“

Drei Wochen später radle ich zu meinem telefonisch vereinbarten Beratungstermin. Die Dame am Empfang kann den Termin nicht in ihrem Kalender finden. Mein Sachbearbeiter offensichtlich auch nicht, denn er ist nicht da. Als er zwanzig Minuten später auftaucht, ist er sehr überrascht. Mit wem habe ich denn telefoniert? Keine Ahnung, wie die freundliche Dame hieß. Die Telefonzentrale dürfe gar keine Beratungstermine vereinbaren, eröffnet er mir. Na klasse.

Unverrichteter Dinge radle ich zurück nach Hause. Zwei Wochen später habe ich wieder einen Termin. Um 7:40 Uhr. Da ich es nicht nochmal riskieren möchte, den Termin telefonisch zu verschieben, radle ich an einem dunklen Januarmorgen fluchend wieder zur Arbeitsagentur. Nein, das sei kein Termin bei meinem Berater, erklärt mir der Empfang. Sie wollen nur meine Daten aufnehmen. Also die Daten, die die freundliche Telefonistin schon abgefragt hat. „Sie haben als Bildungsreferentin gearbeitet?“, werde ich gefragt. Nein, ich weiß nicht einmal, was das für ein Beruf ist! Das Dropdownmenü aber offensichtlich schon. „Ok, das notiere ich hier.“

Nochmal ein paar Wochen später habe ich endlich einen echten Beratungstermin. Sogar per Video, da mich der Berater ja schon mal live gesehen hat, wenn auch ungeplant. Jedenfalls muss ich mich nicht nochmal aufs Fahrrad schwingen. Allerdings baut sich die Videoverbindung nicht auf, so dass wir telefonieren müssen. „Sie waren Bildungsreferentin?“ fragt der Berater. Himmelherrgottnochmal, möchte ich schreien, reiße mich aber zusammen und erkläre mit ebener Stimme: „Das Dropdownmenü …“

Immerhin erfahre ich, dass ich eine Pauschale für die Bewerbungskosten bekommen kann. Ob jemand meine Bewerbungsunterlagen mal checken könnte, frage ich und bekomme gleich ein Bewerbungsseminar angeboten. Ich arbeite aber noch und habe keine Zeit dafür. Danach wird mir versprochen, dass ich ab jetzt Jobangebote von der Arbeitsagentur bekomme. Mal sehen, was da kommt. Vor 15 Jahren habe ich eine unbefristete Stelle als Journalistin in Frankfurt gesucht. Die Arbeitsagentur hat mir eine Elternteilzeitvertretung als Assistentin in einer PR-Agentur in Bottrop angeboten. Ist ja fast das Gleiche.

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